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Zum Papstbesuch in Rumänien
6. - 11. 5. 1999

Berichterstatter: Dr. Albert RauchZum Besuch des Papstes auf Einladung der rumänischen Regierung und des rumänischen orthodoxen Patriarchats waren Dr. Wyrwoll und Dr. Rauch eingeladen worden. Dazu kam noch Abt Emmanuel Jungclausen von Niederaltaich.

Donnerstag, 6. 5. 1999
9.55 Abflug von München mit Malev über Budapest. Ankunft Bukarest 15.35 Uhr. Am Flughafen empfingen uns wie immer P. Ioan Caraza (Stip.1971-73, fast jedes Jahr im Sommer im OKI) und Nicolae . Mit ihnen zum Gästehaus des Patriarchats, wo uns wie gewöhnlich Herr Dan Eftimescu empfing, der oftmals bei uns war und auch diesen Sommer wieder mit Frau kommt. Auch Frau Verzan, die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Patriarchalrats P. Sabin Verzan, (sie wird im Sommer mit Neffen und dessen Frau im Sommer wieder bei uns sein nach vielen gegenseitigen Besuchen in 30 Jahren) begrüßten uns, sowie die Schwestern Mina, Fanuria und Marfa, die auch in diesem Sommer zum zweiten Mal bei uns sein werden.
Um 17.00 Uhr nahmen wir an der Vesper in der Kathedrale teil. Dort war auch Metropolit Serafim (wohnt seit 5 Jahren im OKI). Eigens aus Klausenburg/Cluj war P. Prof. Vasile Stanciu aus Cluj (Stip.1991-92, Romfahrt und mehrmals Sommeraufenthalt im OKI) gekommen. Mit ihm waren wir noch bis spät abends im Gästehaus zusammen und tauschten Erinnerungen und Meinungen aus.
Telefonate mit der Frau des Gesandten Dr. Heinemann, Frau Anghelescu und Vida Rus vom Fokolar.
Im Gästehaus wartete auf uns schon Maica Stareta Lucia Dumbrava (Stip. 1969-70 und oftmals bei uns) vom Kloster Pasarea, sie war als erste Stipendiatin vor 30 Jahren zu uns gekommen. Sie ist nun 33 Jahre Stareta. Hat diese schwierigen Zeiten hindurch alle Widerwärtigkeiten ertragen. Sicherlich war auch oft die Vielzahl der offiziellen Gäste belastend, die sie im Auftrag des Patriarchats (und früher des Kultusdepartements) bewirten musste in diesem schönen idiorhytmischen Kloster, das nahe bei Bukarest liegt. Sie hat sich ihre strahlende jugendliche Art erhalten. Ihre oftmaligen Aufenthalte in Regensburg, besonders auch die gemeinsame Romfahrt, bleiben uns und ihr unvergesslich. Schwer traf sie der Verlust ihrer treuesten Mitschwester Teofana. Sie hatte wie früher immer eine Menge guter Dinge für uns mitgebracht: Kuchen, Käse, Sahne, Milch.
Dann kam P. Prof. Gheorghe (Stip. 1996 - 97) mit seiner Frau Genoveva Elena. Er ist jetzt als Inspektor für Religionsunterricht in der Hauptstadt am Schulamt der Stadt angestellt. Er ist der Meinung, dass die meisten unserer ehemaligen Stipendiaten wegen ihres durch uns ermöglichten Auslandsstudiums ihre jetzigen Führungsposten erhalten haben. Und darum ist er dankbar und wollte dies durch seinen Besuch zum Ausdruck bringen. Er will im August nächsten Jahres zum Bibliotheksstudium für seine These wieder zu uns kommen.

Freitag, 7. Mai 1999
Nach sehr regenreichen Tagen seit Ostern war es in den letzten Tagen kühl und windig. Aber heute strahlt nun wieder die Sonne am blauen Himmel, so auch an den beiden anderen Besuchstagen des Papstes, Samstag und Sonntag, am Montag regnete es wieder.
Früh zur Liturgie in die Kathedrale, wo schon Scheinwerfer und Kameras aufgebaut sind. Begrüßung durch den Abt von Putna und einige Priester. Mönchspriester Dumitru (studiert derzeit in S Serge in Paris) sagte mir, dass alle Zeitungen sehr positiv geschrieben haben über den bevorstehenden Besuch des "slawischen Papstes beim lateinischen Patriarchen". Nachher traf ich im Foyer des Patriarchats Bischof Josif Mihaltan von Oradea, der sich nach seinen Stipendiaten erkundigte, ebenso Erzbischof Andrei Andreicut von Alba Julia, Metropolit Petru Padurariu, Bischof Nifon Mihaita von Slobozia. Er sagte mir (und er kennt das aus seiner langjährigen Tätigkeit im kirchlichen Aussenamt), dass wir in Regensburg durch unsere Begegnungen und durch das Stipendienprogramm der letzten 30 Jahre wesentlich beigetragen haben zur Ermöglichung der heutigen Begegnung. Das kam auch später zum Ausdruck im Gespräch mit dem Nuntiatursekretär.
Nach dem Frühstück gingen wir zum Frauenfokolar ganz in der Nähe. Die Leiterin, Vida, eine Slowenin, die italienisch und deutsch spricht, übergab uns einen Brief von Chiara Lubich an uns. Wir hatten ein geistliches Gespräch über die Einheit. So sagte der Abt: Christus betet nicht für die unitas, enwthV, sondern ut unum sint, ina en wsin ). Letzteres ist mit allen möglich und schafft keine uniformen Massen; sonst könnte leicht die Vorstellung aufkommen von einer uniformen "Einheitlichkeit" ("Einheit macht stark!", aber nicht gegen andere sondern für andere!) und von einem bedrohlichem Gruppenegoismus.
Dann zum Platz an der Kathedrale, wo schon viele warteten. Wir trafen wieder viele unserer ehemaligen Stipendiaten und Freunde u. a. P. Vasile Ailioaei (1982-84), die beiden Prof. Emilian (Sommerkurs 1981) und Constantin Cornitescu (1982 und 1988 - 89), Prof. Rus Remus, Prof. Stefan Alexe (ehem. Seelsorger in D), den Ikonenmaler P. Vasile Florea (Stip. 1988-89), Prof. Ioan Ica (Sommerkurs 1981) Prof. Octavian Nicu (Sommerkurs 1981), Prof. Dumitru Radu (Sommerkurs 1985 8nd 1987), Prof. Nicolae Stoleru (Stip. 1996) usw. Viele begrüßten mich auch, die ich selber nicht persönlich kannte, die aber irgendwann bei Begegnungen dabei waren. Auch die beiden in diesem Jahr abgelehnten Stipendiaten aus Cluj (Econom Gavril Virva, möchte nur 3 Monate) und Bukarest (Krankenseelsorge) stellten sich vor und baten um eine Wiederaufnahme ihres Gesuches für nächstes Jahr.
Inzwischen war der Papst in Bukarest angekommen. Der Patriarch hatte ihn am Flughafen begrüßt, er hatte auf rumänisch geantwortet. Der Papst zählte die verschiedenen Heiligen Rumäniens auf, welches Land ein "Garten der Muttergottes" sei. Es waren verschiedene Leute im Fernsehen eingeblendet worden: einige hatten viel verkauft, nur um dabei sein zu können, so wollte ein Schwerkranker dabei sein "selbst wenn er sterben müsste". An den Straßen standen viele Leute. Einige wenige seien zum Protest gekommen, "aber seine überzeugende Person hat sie ihren Protest vergessen lassen". Einige Sektierer verkauften Broschüren gegen den Papst (Rom - Babylon), aber sie machten kein Geschäft.
In der Kathedrale bekamen wir einen ausgezeichneten Platz. Einzeln konnte ich die allmählich ankommenden orthodoxen Bischöfe begrüßen, darunter natürlich besonders Metropolit Nicolae Corneanu und Bischof Gherasim, unseren ersten rumänischen Stipendiaten von 1969 - 70, der oft bei uns war.
Dann kamen Papst und Patriarch Teoctist. Es war rührend zu sehen, wie der um fünf Jahre ältere Patriarch den Papst stützte und führte. Sie saßen nebeneinander, umgeben von Kinder in Tracht. EB Josif Pop von Paris zelebrierte ein kurzes Moleben.
Beim Auszug der beiden kam der Patriarch, als er mich sah, auf mich zu und umarmte mich und begrüßte auch besonders Dr. Wyrwoll.
Auf dem Platz vor dem Palais waren inzwischen auch Prälat Hüssler, Weihbischof Pietschl von Limburg und P. Johannes Düsing aus Jerusalem.
Der Patriarch sprach die Begrüßung, eingeleitet durch die Bibelworte: "Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat" und "Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn".
Der Papst entschuldigte sich auf französisch zu Anfang, wenn er die ihm noch ungewohnte rumänische Sprache nicht ganz korrekt ausspreche. Doch waren alle begeistert, als er dann seine relativ lange Rede auf rumänisch las. Am Schluss lud der Papst den Patriarchen zum gemeinsamen Segen ein.
Nach der Abfahrt des Papstes im Papamobil konnte Abt Emanuel auch noch direkt Patriarch Teoctist im Foyer des Palais begrüßen, der sich an seinen Aufenthalt im Kloster Niederaltaich erinnerte, damals (1971) als Begleiter von Patriarch Justinian, als Bischof von Arad.
Am Eingang zum Hotel wartete schon Prof. Gheorghe Remete, Pfarrer in Sebes (Stip. 1997 und Romfahrt). Mit ihm und einem ihn begleitenden Arzt aus Cluj nahmen wir ein Mittagessen ein von dem, was uns Maica Lucia gebracht hatte. Er wird nächsten Sommer mit seinem Jugendchor zu uns kommen. Er schenkte uns eine handgemalte Pantokrator-Ikone. Ein sehr interessantes Gespräch mit dem Abt über Hermann Hesse und seinen damaligen Einfluss auf die Hippie-Bewegung.
Um 17.00 Uhr holte uns P. Caraza und wir fuhren mit P. Valer Ulican (Leiter der Patriarchaltypographie, mehrmals Sommeraufenthalt im OKI) zur Villa des Staatspräsidenten Emil Constantinescu, einem ehemaligen Kloster.
Ich traf den Gesandten der Deutschen Botschaft Dr. Heinemann, der mich bereits über den evangelischen Bischof Christoph Klein hatte suchen lassen. Er erhielt ein Exemplar unserer Dokumentation "30 Jahre Kontakte zur ROK" mit Liste der ehemaligen Stipendiaten. Er schlug vor, einmal die ehemaligen Stipendiaten zu sich einzuladen, wenigstens die von Bukarest und Umgebung. Dort hatten wir auch Gelegenheit, mit den katholischen Bischöfen zu reden. So stellten wir mit Kardinal Lustiger fest, dass derzeit viele Orthodoxe katholischer sind als manche Katholiken hierzulande. So war er bereits einen Tag früher gekommen, um bei den Unierten anwesend zu sein und mit ihnen zu sprechen. Unser Altgermaniker Gjörgij Jakubiniy hätte angeblich seinen eigenen (ungarischen) Leuten verboten, nach Bukarest zu fahren: das hier sei eine rumänische Veranstaltung.
Dr. Wyrwoll beobachtete das Abfahren der jugoslawischen und des kroatischen Botschafters. Sie begrüßten und verabschiedeten sich voneinander freundlich.
Sr. Fanuria, Mina und Marfa improvisierten noch ein schönes Abendessen für uns.

Samstag, 8. Mai 1999
Um 8.00 Uhr kamen Maica Stareta Justina und Maica Ambrozia von Orsova. Maica Stareta Marina von Sf. Treime konnte wegen Krankheit nicht mitkommen.
Kurz darauf tauchten auch die Ikonenmaler Maria und Grigorie Popescu (Im OKI 1989 und später viele Male) auf. Die Maicele überreichten Blumen. Sie erzählten, dass sie zu Tränen gerührt waren als sie im TV die Ankunft des Papstes sahen. Metropolit Nestor gab uns über sie sein neues Werk: Der heilige Hierarch Petru Movila. Popescu hat die Malerabeiten in Orsova abgeschlossen (in der Pisanie, d. h. der Dedikationstafel, ist auch Dr. Rauch als Wohltäter erwähnt). Er hat eine große Ikone im Auftrag des Patriarchen gemalt, die dem Papst übergeben wird: der heilige Andreas und seine Ankunft in Skythien und seine Predigt in Tomis.
Dann mit Naie im Auto zur katholischen Kathedrale Sf. Iosif. Der Papst war auf dem Weg zur Kathedrale kurz in dem Friedhof, wo (Kardinal) Julius Hossu beigesetzt ist und er hielt kurz am Denkmal der Gefallenen der Revolution von 1989.
Wir waren mitten unter den Konzelebranten in den Bänken. Neben und vor uns vor allem junge meist verheiratete unierte Priester. Der (ungarische) Priester aus Oradea erzählte, dass es nun schon viel zu viele griechisch-katholische Priester gibt, die gar nicht alle in den Pfarreien untergebracht werden können. Es sind ja nur etwa 300 000 zur Union zurückgekehrt von den 1,5 Millionen ehemals Unierten. Sie werden wohl bald auch wegen ihrer Familien in materielle Schwierigkeiten kommen, wenn nicht besondere Hilfen vom Westen kommen.
Ich fragte ihn, ob es stimme, dass die ungarischen Bischöfe den Papstbesuch in der jetzigen Form (nur in Bukarest) eher negativ sähen. Er erzählte er mir, dass er unter Schwierigkeiten nach Bukarest gekommen sei. Er hat auf seiner Einladung einen falschen Namen geschrieben. Sie sind nur zu zweit von den 60 Diözesanpriestern aus Oradea hier. Sein Vikar sagte ihm: "ich bin doch nicht betrunken, das ist doch eine rumänische Sache, nun weiß ich, dass der Papst nicht unfehlbar ist, wenn er solches macht".
Die Liturgie in griechisch-katholischem Ritus hatte einige, wie mir schien, bewusst gemachte Unterschiede zur orthodoxen rumänischen Übersetzung: Isus, Spirit statt Duch, Doamne indurate pe noi usw. Der Papst sprach davon dass er ein Volk besucht, das die römische Kultur in diesem östlichen Teil Europas aufrecht erhält und er sprach von dem Reichtum der Liturgie, die das lateinische, slawische und dakische Erbe verbindet. "Meine Gedanken gehen in dieser Stunden nach Blaj, das seit 300 Jahren Symbol und Name für eine besonders intensive Einheit ist, die gerade in jüngster Zeit durch Blutzeugen befestigt wurde". Er zitierte den Dichter Eminescu. Kardinal Todea war im Rollstuhl mit dabei.
Der Papst ist der Ansicht, dass sie als Byzantiner eine besondere Aufgabe der Verbindung mit den Orthodoxen haben. "Heute ist es die Aufgabe, das was die Vorgänger wollten, nämlich die Einheit zu festigen, dass man aber der Versuchung widerstehen muss, das Östliche aufzugeben. Befreit euch von falschen Einflüssen, das öffnet euch für die Universalität und verhindert, dass ihr euch in euch selbst abschließt". Er erwähnte B. Innokentie und an dieser Stelle sagte er noch einmal, dass sie das byzantinische Erbe bewahren sollen zusammen mit den Orthodoxen, wie es der Wille der Väter der Union war. "Wichtig ist, dass ihr in eueren Gläubigen die Hoffnung erweckt, dass ihr die Jugend ansprecht, dass ihr die Lehre des II. Vatikanums und des ständigen Magisteriums der Kirche gut studiert. Die Orthodoxen und die Katholiken sind noch nicht in vollkommener Einheit hier auf Erden, aber ein vollkommene Einheit zwischen ihnen existiert in den Märtyrern, die ihr Leben gegeben haben für die Kirche und für dieses Land. Ihre Gemeinsamkeit ist gleichzeitig Zeugnis und Wunder. Ich habe diese Zeugen heute morgen auf dem Friedhof besucht, die bekannten und unbekannten. Und ich habe die Bischöfe unter ihnen gebeten, ihr Amt doch bitte im Himmel für ihre Herde hier auf Erden weiterzuführen".
Nachher trafen wir gute Bekannte. Dr. Wyrwoll hatte spontan gesagt, da zitiert der Papst unseren Bekannten Ion Dumitriu Snagov, der ja die vatikanischen Archive diesbezüglich erforscht hatte. Ihn trafen wir dann vor der Kirche, wie noch viele andere. Mit den beiden orthodoxen Teilnehmern, Metropolit Daniel Ciobotea (Stip. 1977-80) und Bischof Timotei Sevici von Arad, machten wir ein Erinnerungsfoto. Da das Evangelium der Liturgie aus Joh 8,52 ff war (Abraham), erwähnten wir, dass auch dies für uns gelte: wir können uns nicht allein auf irgendeine noch so gute Beziehung berufen (Kinder Abrahams, Unierte, Märtyrerkirche), sondern müssen diese Beziehung leben: was nun auch besonders im Verhältnis der Unierten und zu Rom gilt. Metropolit Daniel aber wies darauf hin, dass die Lesung aus der Apostelgeschichte (Befreiung des Petrus) zugleich wieder eine Ermutigung und ein Trost für die Unierten sei.
Zu Fuß zurück, das letzte Stück dann doch im Taxi. Am Patriarchat angekommen sagte der Taxifahrer: "Ich habe noch eine Bitte, betet für mich!". Damit hatten wir bezahlt!
Um 18.00 war der Festakt im Patriarchalpalais, dem ehemaligen Haus der Großen Volksversammlung. Papst und Patriarch saßen oben (seitwärts B. Nifon und B. Stanislaus Dziwisz). Sie gingen sehr herzlich miteinander um, hatten strahlende Gesichter und umarmten sich zu Beginn ihrer Reden und am Schluss brüderlich. Langer stehender Beifall nach der Rede des Papstes.

Patriarch Teoctist:
Er erwähnte den Apostel Andreas, der das Christentum in dieses Land gebracht hat. Er sprach von dem einmaligen und ersten Besuch des Papstes in einem orthodoxen Land. Der Auferstandene ist in unserer Mitte.
Der Bischof realisiert zusammen mit Priestern, Mönchen und dem Volk Gottes die ganze Ortskirche
Das erste Millennium möge uns Vorbild sein, wie wir in Zukunft zusammensein können. Er kommt auf die Ergebnisse des Dialogtreffens in Balamand zu sprechen: wir sind Schwesterkirchen, Uniatismus als Methode hat keine Zukunft. Er nennt auch die griechisch-katholische Kirche eine Schwesterkirche. "Wir erhoffen im dritten christlichen Jahrtausend eine pacea confessionala definitiva, einen definitiven Konfessionsfrieden."
"Die Opfer der Gewaltherrschaft mögen durch den Heiligen Geist zum Segen werden. Wir müssen die Gabe des Glaubens an die junge Generation weitergeben: die Werte des Glaubens und der christlichen Moral".
"Jede Ortskirche hat besondere Charismen: die rumänische hat den lateinischen Ursprung und den orthodoxen Glauben. Sie hat dadurch Brückenfunktion. Am Ende des zweiten Jahrtausend müssen alle Christen zusammen den Geist der Kultur und Spiritualität bezeugen".
Er sprach auch das Problem der bewaffneten Konflikte und der Ökologie an. Einheit Europas muss in geistlicher Einheit begründet sein.
Dann überreichte er ein Buch mit den Namen der rumänischen Neu-Märtytrer aus allen Kirchengemeinschaften, darunter auch der griechisch-katholischen.
Unter den Teilnehmern wurde eine Schrift verteilt, die Dr. Anghelescu (Kultusdepartement) verantwortlich herausgegeben hat: "Die Religionsgemeinschaften in Rumänien" (viata religiosa din Romania).

Papst Johannes Paul II.
"Eine lange ersehnte Begegnung! Ich bin hierher als Pilger gekommen. In Gebet, in allen möglichen Aktivitäten können Katholiken und Orthodoxe zusammen sein. Sie können gemeinsam Zeugnis geben. Wir beide (er neigt sich dem Patriarchen zu) haben persönlich all die Geschehnisse und schrecklichen Ereignisse von Ideologie und Gewaltherrschaft miterlebt, aber auch: ‚die Pforten der Hölle können sie nicht überwältigen'. Ich bin gekommen, um in Ihrer Kirche das Antlitz Christi zu erkennen. Heute, am Fest des heiligen Johannes des Theologen (Evangelisten) die Lesung gehört: ‚die Liebe verzeiht alles, trägt alles...'(1Kor 13). Die Schwachheit erhält ihre Kraft durch den Geist".
Er spricht auch die griechisch-katholische Frage an: Sieg der Liebe durch den Dialog.
Er weist auf den heiligen Nikodim von Tismana hin, auch auf die Latinitas und Byzanz.
Er bedankt sich für diese Begegnung, "in der wir Christus gefunden haben".
Dann zum Schluss weist er noch auf den hl. Calinic von Cernica hin, der in dieser Gegend besonders verehrt wird, was nun wieder mit großem Beifall (stehenden) am Schluss bedankt wurde.
Zahlreiche weitere Bischöfe waren anwesend, z. B. auch EB Bukowski, derzeit Nuntius in Moskau, früher Bukarest, der griechisch-katholische Bischof von Kolomyja (Ukraine), der mit dem Altgermaniker Laslo Puskas 40 Jahre im Gefängnis und Verbannung in Sibirien war. Schönes Gespräch zwischen dem Gesandten Dr. Heinemann und EB Bartholomeu Anania. Frau Heinemann (protestantisch, Französin) bewunderte die Kraft, die hinter den Worten des äußerlich so schwachen Papstes steht. Ich konnte ihr ein wenig die Bedeutung des TOTUS TUUS (Sophia - Maria - Ekklesia, Grignon v. M. und Bulgakov) erläutern.
Metropolit Daniel gab ich ein Exemplar von "30 Jahre Kontakte zur ROK". Es ergab sich aus Gesprächen, dass z. B. Prof. Spatarelu, AT an der Fakultät, und Vertreter des Patriarchats bei AIDROM, nichts von Renovabis wusste. Mit den letzten Gästen nachhause.

Sonntag 9. 5.
Rechtzeitig zu Piata Unirii, so dass wir direkt in der ersten Reihe hinter dem Staatspräsidenten plaziert wurden. Herzliche Begrüßung durch unsere Stipendiaten: Diakon Constantin Strugariu (Stip. 1982-86, Sekretär im Kirchlichen Außenamt), P. Exarch Vartolomeu Androni (Stip. 1987-88, 1990-94 und Sommeraufenthalt 1997) vom Kloster Cozia, Maica Stareta Emanuela von Dintr'un Lemn (Stip. 1987-88 und 1990-91), Maica Stareta Heruvima Covaci (Stip. 1987 - 88 und 199o - 91) vom Kloster Govora, Maica Stareta Justina vom Kloster Sf. Ana (Stip. 1986 und 1992 und 1994) und Maica Amvrosia (Stip. 1992-93 und 1998). Bei uns waren auch alte "Mitkämpfer" wie Prälat Octavian Barlea aus München, P. Olivier von St. André in Belgien (geb. 1923), der 40 Jahre im griechischen Kolleg war und seit 5 Jahren Rektor des Collegio Pio Rumeno ist.
Symbolisch war, dass auf dem einen Seitenweg der Patriarch mit dem orthodoxen Bischöfen auf den Papst wartete, der mit seiner Begleitung in kleinen Schrittchen von dem gegenüberliegenden Seitenweg ankam, herzliche Umarmung direkt vor uns und dann gemeinsam auf dem Weg zur Altarinsel. Der Papst war mit Pluviale, Mitra, Kreuz-Stab, wie er zum Segen Urbi et Orbi erscheint.
Auf dem Altarraum waren die katholischen Bischöfe links hinter dem Papst plaziert, die orthodoxen Bischöfe ihnen gegenüber rechts, es zelebrierten nur der Patriarch und die Metropoliten (sie standen versus occidentem).
Nach dem Evangelium hielt Metropolit Daniel Ciobotea eine Homilie über das Tagesevangelium (Sonntag der Samariterin). Er wies darauf hin, dass Jesus die Grenzen überschritt: Gespräch mit einer Frau, die selbst keine Jüdin war, die dann zur Verkünderin wird.
Am Schluss sprachen Patriarch und Papst.

Patriarch Teoctist:
Ein historischer Moment, die erste Liturgie, an der der römische Papst teilnimmt, die erste Liturgie an der Stelle, wo unsere Kathedrale entstehen soll mit den Spenden der Wohltäter. Und seit einigen Momenten haben wir einen weiteren großen Wohltäter und Spender für diese Kathedrale: den Papst! Ein Tag von großer Wichtigkeit. Wir werden die Bedeutung dieses Tages erst in der Zukunft richtig erfassen. Alle, die hier teilnehmen, preisen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. So möchte ich ein demütiges Wort der Begrüßung sagen. Hier manifestiert sich die hl. Eucharistie, das Größte, was wir haben, in Gegenwart des Bischofs von Rom. Überliefert das den kommenden Generationen. Was hier geschieht, gehört allen.
Bei uns hier sind die Märtyrer der Kirche, die früheren und die neuzeitlichen. Sie beten für uns vor dem Dreifaltigen Gott, zusammen mit Maria und allen Heiligen. Wir sind noch auf dem Weg zur Ewigkeit, wir beten, dass alle eins seien. Aber nicht nur wir beten, sondern der Herr selbst. Wir verneigen uns vor der Dreifaltigkeit.
Das heutige Erlebnis ist ein Vorgeschmack des Himmels. Am Ende des Millenniums der Spaltungen erleben wir nun in diesem Moment Annäherung und Einheit. Hier im Angesicht Gottes vor der Welt, vor der Liebe Gottes, vor allen Heiligen. Auf diesem Platz hier verkünden wir, dass Christus der Weg und das Leben ist. Er beginnt durch sein Kreuz und seine Auferstehung, was in der Ewigkeit vollendet wird. Das haben die Apostel zu ihrer Zeit verkündet, das haben die großen Heiligen verkündet im Osten und Westen. Seit 2000 Jahren wird das verkündet, und bis in Ewigkeit, das heutige Evangelium verkündet es, die Samariterin wie die Salbenträgerinnen und die Apostel. Sonst wäre unser Glaube nichtig. Bei allen heutigen Problemen kann die Kirche einen Beitrag leisten dadurch, dass sie die Menschen heilt und heiligt.
Das kommt im heutigen Evangelium heraus, das uns Metropolit Daniel so schön erklärt hat. Viele Menschen vergessen das, weil sie nicht gelehrt werden, oder weil sie es bewusst vergessen wollen. Die Samariterin fragt: wer gibt uns das lebendige Wasser, wer gibt uns das Brot, das vom Himmel kommt? Und Jesus sagt: Ich bin es selbst. Daraus entsteht Einheit, Freude, Communio. Nur die Kirche kann die unvergängliche Freude geben. Sie lässt den Menschen nicht allein.
Manche sagen, die Kirche sollte in der Welt von heute mehr gegenwärtig sein, und sie haben recht. Aber die erste Aufgabe ist der Gottesdienst und der geistliche Dienst an den Menschen. Es gibt eine Hierarchie der Werte.
Heiligkeit, Sie haben gesehen, dass in den heutigen Schwierigkeiten hunderte von Kirchen gebaut und geweiht wurden, in dieser Zeit der Armut. Das Volk hat uns belehrt: es hat geopfert trotz eigener Armut. Darum wollen wir auch hier eine Kathedrale bauen. Hier an der Stelle, wo heute die erste Liturgie gefeiert wurde.
Wir glauben dass die Kirchen ihre Kräfte vereinen werden zur Heilung der Welt. Der Welt können wir nichts besseres schenken als den Herrn. Sie hat den Sinn des Lebens verloren, nämlich dass sie ein Geschöpf ist nach dem Bilde Gottes.
Geist der Buße.
Jetzt gegen Ende unserer Gemeinsamkeit hier danken wir allen, und alle danken Eurer Heiligkeit durch mich. In der Enzyklika ORIENTALE LUMEN habe Sie ein großes Lob für die östliche Theologie und Spiritualität ausgesprochen. Wir hoffen, dass Gott es gebe, und wir sehen es auch, wie die beiden Kirchen einander näher kommen - und wir sind traurig, dass wir nicht aus einem Kelch trinken konnten.
Schön, dass wir einen Gruß an die Brüder und Schwestern in Jugoslawien richten konnten, die sich in großen Schwierigkeiten befinden.
Die Freude von heute werden wir nie vergessen: die hl. Freiheit, der Friede, die Liebe zu unserem Land und seinen Werten, die Brüder und Schwestern anderen Glaubens und anderer Ethnien.
Der Patriarch überreichte eine große Ikone des heiligen Andreas. Sie wurde von Grigorie Popescu gemalt, der auch unsere Ikonostase und andere Bilder bei uns gemalt hat. Er sagte dabei: "Andreas hat uns ein Christentum in lateinischer Form gebracht, das nun mit östlicher Kirchentradition gefüllt ist". Beide überreichten sich gegenseitig einen Kelch. Der Patriarch hob hervor, dass in der Trauer darüber, dass heute noch keine Kommunion aus dem gemeinsamen Kelch möglich war, doch die Hoffnung besteht, dass im dritten christlichen Jahrtausend - nach dem Jahrtausend der Spaltungen - wieder der gemeinsame Kelch möglich sein wird.

Der Papst sprach ebenfalls rumänisch:
Am Ende der Liturgie danken wir. Seit Beginn seiner Evangelisierung hat das rumänische Volk das "Ehre sei dem Vater..." gesungen, auch in dunklen Stunden hat es den Glauben bewahrt. Ich denke da an Jahrhunderte langes Leben in Heiligkeit, an die Verfolgungen, in denen das Evangelium um den Preis des eigenen Lebens verteidigt wurde. Unter diesen Zeugen denke ich an den Mönch Calinic von Rohia und an alle modernen Märtyrer der orthodoxen und der katholischen Kirche. Sie sind der Grund, dass wir heute so eins sind, ein Lob Gottes mit einer Stimme im Namen des Herrn, eine Symphonie der Stimmen, die die gegenseitigen Beziehungen aller Gläubigen ausdrücken. Wir stehen auf festen Grund durch die apostolische Sukzession, durch die Hl. Schrift, durch die Sakramente, durch das Priestertum, durch das gemeinsame eucharistische Opfer. Gepriesen sei der Name des Herrn für alles, was wir tun im Hören auf das Gebet Christi: dass alle eins seien.
Ich denke an den internationalen theologischen Dialog und an den Dialog zwischen der griechisch-katholischen und römisch-katholischen Kirche mit den Orthodoxen in diesem Lande, ich denke an die pastorale Zusammenarbeit und die gemeinsame Bibelübersetzung.
Das Millennium ist eine besondere Zeit für das Christentum und für die ganze Welt. Darum feiern die Christen das Jubiläum zusammen mit allen anderen. Wenn auch nicht die vollkommene Einheit erreicht wird, so doch eine entscheidende Annäherung. Gepriesen sei der Name des Herrn wegen der Liebenswürdigkeit und Aufmerksamkeit, mit der ihr mich aufgenommen habt: Patriarch Teoktist, der hl. Synod, der Klerus und das Volk, mit offenen Armen.
Einen brüderlichen und väterlichen Gruß an die Katholiken, die heute teilgenommen haben.
Ich rufe die Fürbitte Mariens an, dass sie euch schütze, ihr geliebten Rumänen. Ihr habt durch die Jahrhunderte gelernt und erfahren, dass sie euch hilft.
Nachher ging der Papst noch zu den Kranken und Behinderten, die am Gottesdienst teilgenommen hatten.
Mittagessen im Haus, Familie Jipa aus Piatra Neamt war ankommen.
Um 16.00 Uhr zum Parcul Izvor an der rechten Seite des Palatul Poporului. Wir trafen u. a. auch EB. Hristo Proikov aus Sofia, der mit einer Gruppe bulgarischer Katholiken gekommen war, Dr. Specht (kurz Leiter des Europäischen Hilfsfonds) und andere.
Während über der orthodoxen Altarinsel eine Auferstehungsikone war (Abstieg zur Unterwelt nach Vorbild der Istanbuler Chora-Kirche), war hier ein Bild von Christus dem Auferstehenden mit ausgebreiteten Händen und darunter der Papst, ebenfalls mit ausgebreiteten Händen, rechts und links Bilder im Stil des letzten Jahrhunderts von Herz Jesu und Herz Mariä. (Abt Emmanuel: "Da wird exklusivistisch der Papst als‚ Stellvertreter Christi' dargestellt")
Negativ für mich war das zu oftmalige fast frenetische "Viva il Papa" der Priester (es waren vor allem junge unierte) und ein zu oftmaliges Klatschen während der Messe. Als dann auch noch von den Priestern skandiert wurde "Papa-Romania" protestierte ich und sagte zum Generalvikar: "Mir klingt noch in den Ohren das oft gehörte überlaute Skandieren von ‘Ceauscescu-Romania’. Außerdem könnte dies die ungarisch sprechenden Rumänen bedrücken". Das nicht nur freudig sondern auch frenetisch wirkende Klatschen ist mir ja auch noch aus dieser vergangenen Epoche bekannt. Als dann beim Auszug nach einem fast forderndem Skandieren von "Unitate" endlich der richtige Slogan skandiert wurde: "Unitate si iubire" (Einheit und Liebe), sagte ich zu P. Peterca, dem derzeitigen Begleiter von Bischof Lettmann und langjährigen Kontaktmann zum Europäischen Hilfsfonds und zur Caritas: "Sehen Sie, nun ist es richtig ausgedrückt!". Nein sagte er: "Einheit ja - Liebe nein!". Und "Sie haben durch Ihre Kontakte zur Orthodoxie die katholische Kirche öfters verraten". Ich sagte ihm: "Dann wäre für Sie das heutige Ereignis nur Theater gewesen". Er drückte genau das aus, was ich in den 30 Jahren so oft direkt erfahren oder doch gespürt hatte: die wichtigen katholischen Kontaktpersonen nach dem Westen (nur wenige hatten diese Privileg von der Securitate zugestanden bekommen) waren immer wieder daran, uns und unsere Arbeit mit den Orthodoxen schlecht zu machen, zum Teil auch aus der Befürchtung heraus, diese Kontakte zur Orthodoxie könnten den seit Jahrzehnten (für deren Verhältnisse) immensen Geldstrom aus dem katholischen Westen teilweise von den Katholiken weg- und auf die Orthodoxie hin umleiten. Nur schade, dass dieser Mensch der ständige Begleiter von Bischof Lettmann in diesen Tagen war. Doch hat ihn der wohl durchschaut. Doch ist Peterca in seiner Abneigung zu den Orthodoxen wohl psychopathisch, wie manche (Hüssler, Düsing, Specht) meinen.

Montag, 10. 3.
8.00 Uhr kommt Marius Pop mit Ehefrau Adriana (mehrere Sommeraufenthalte bei uns). Sie haben in Tiganesti übernachtet und die Maicele Heruvima Timaru und Heruvima Pica verabschiedet, die für einige Tage nach Österreich und ins Ostkirchliche Institut fahren.
Um 11.00 Uhr mit ihnen in die Theologische Fakultät, die Bibliothekarin zeigt uns die verschiedenen Studiensäle und Depots und nimmt gern einen Bericht "Inkarnation in hinduistischer und christlicher Tradition" entgegen. Sie macht die Bemerkung: "in der schweren Zeit waren die schriftlichen Arbeiten unter den Augen der Zensoren usw. oft dichter und tiefer als heute, wo jeder jedes schreiben kann". Für den Dekan überreichen wir feierlich an Prof. Caraza "30 Jahre Rumänien" und den Bericht "Inkarnation". Mittlerweile trifft die Fokolarin Vida Rus ein, die gern einige Stunden Unterricht an der Fakultät übernehmen würde. Konkretes kann aber erst später mit dem Dekan besprochen werden, den wir schon davon informiert haben.
Die auf 10.00 Uhr geplante Promotion war auf 8.00 Uhr vorverlegt worden, weil der Patriarch die Professoren zu einer Besprechung gerufen hat.
Um 12.00 Uhr sind wir in Marius Pops Auto bei Dr. Anghelescu im Sekretariat für die Religionen (1997 und 1998 im Sommer mit Frau und Tochter für mehrere Wochen bei uns).
Er überreicht uns einen Führer durch die rumänischen Klöster, der schon in 4. Auflage erscheint. Mit einigen Telefongesprächen organisiert er einen Reise in den Skit der Gottesmutter in Cricova, einem Landgut des Patriarchats 84 km nördlich von Bukarest. Sein Chauffeur fährt ein Auto mit ihm, Abt Emmanuel und Prälat Johannes Düsing, Estera Anghelescu dolmetscht. Marius Pop fährt sein eigenes Auto mit Adriana Pop und uns.
Gegen 16.00 Uhr empfängt uns P. Cleopa herzlich. Wir singen das "Christ ist erstanden" in allen Sprachen in der Holzkirche der hl. Erzengel von 1817, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aus einem Dorf in die Burg der Könige übertragen wurde und 1952 von Patriarch Justinian hier in das Landgut gebracht wurde.
P. Cleopa, Bruder Timotei und Sr. Mihaela bewirten uns königlich. Am Schluss noch feierliche Jerusalemer Osterlichtfeier: P. Düsing hatte die typische Osterkerze von Jerusalem (etwa 20 Kerzen zusammengebündelt) mitgebracht und entzündet. Wir sangen "Christus ist auferstanden" in allen uns bekannten Sprachen.
Nach einem Spaziergang zum Weinkeller mit Holzfässern und durch die Weingärten verabschiedeten wir uns.
Auf dem Heimweg machten wir halt im Kloster Ghighiu (50 Schwestern). Sr. Lavrentia empfing uns anstelle der erkrankten Äbtissin, die schon über 40 Jahre Stareta ist, aus vielen Begegnungen mit uns verbunden.
Dann zum Kloster Tiganesti. Die Äbtissin Heruvima Timar und die Priorin Heruvima Pica (Stip. 1973 und oftmals später bei uns) waren am Morgen nach Wien abgefahren. Die Schwestern führten uns zur Kirche, zum Gemeinschaftssaal und zu den Werkstätten, wohin wir in den schwierigen Zeiten eine große Webmaschine und auch öfters Goldfäden geliefert hatten. Sie fertigen vor allem Priestergewänder.
Beim Empfang in der Staretia erzählten P. Emmanuel und P. Düsing aus ihrem Leben, vor allem von ihrer Bereicherung, die sie durch die Kontakte mit orthodoxen Menschen und ihrer Spiritualität (Jesusgebet) erfahren haben.
Es war 23.00 Uhr geworden, bis wir wieder ins Gästehaus kamen.

Dienstag, 11. Mai 1999
Zum Frühstück tauchte P. Valer Boca (Stip. 1995-98) auf. Er war 7 Stunden mit dem Zug gefahren und fährt nach einigen Stunden wieder zurück. Für seine 5 Kinder (3-15 Jahre) ist seine wirksamste Drohung: "Wenn ihr nicht brav seid, fahre ich wieder nach Regensburg". Man sieht an ihm, welch große Opfer unsere verheirateten Stipendiaten bringen, dass sie sich für lange Zeit ins Ausland begeben, obwohl zuhause Frau und kleine Kinder sind. Sie haben wirklich eine Motivation für ihr Auslandsstudium, sonst würden sie solche Opfer nicht auf sich nehmen. Frühstück mit Marius und Adriana Pop und P. Valer Boca.
Dann zur Theologischen Fakultät. Dort wartete auf uns Vida Rus, die sich um eine Mitarbeit an der Theologischen Fakultät bewirbt. Schönes Gespräch mit Dekan Constantin Cornitescu und tiefe und frohe Erinnerungen an seine Aufenthalte in Regensburg.
Gerade am Vortag in der wissenschaftlichen Sitzung mit Patriarch und Metropolit Daniel hatte man beschlossen, die slawische und altslawische Tradition besser in den Lehrplan einzubringen. Nun bietet sich eine darin voll ausgebildete Dozentin an, sogar wenn nötig kostenlos, aber der Dekan war so erfreut, dass er schon ohne weiteren Beschluss persönlich zusagen konnte, dass sie wohl im Herbst, auch gegen Bezahlung, einsteigen kann.
Inzwischen war Metropolit Serafim zu Abt Emmanuel gekommen. Er sollte für nächsten Sonntag noch einen Vortrag für das Jahrestreffen der Fokolare in Ingolstadt ausarbeiten. Er war ganz glücklich, als ihm der Abt vorschlug, er solle einfach als Augen- und Ohrenzeuge des Papstbesuches darüber berichten. Dr. Wyrwoll wird aus dem französischen übersetzen, selbst Augenzeuge.
Dann Fahrt mit dem VW-Bus nach Pasarea. Die übliche Zufahrt war wegen des langen Regens absolut nicht passierbar, auch die Umgehungsstraße war schwierig.
Die Maica Lucia ist mit 35 Jahren 1966 Stareta geworden, hat seit dieser Zeit die Mühe des Umbaus mit getragen: Reparatur der teilweise verfallenen Häuschen, elektrischer Strom, Zentralheizung und Wasserleitung, dazwischen wieder starke Schäden durch Erdbeben 1977. Sie ist wie immer fröhlich und zuversichtlich. Derzeit 180 Schwestern. Klösterliche Mädchenschule, Ateliers, Museum, Landwirtschaft. Die Schwestern wohnen in Häuschen und teilweise sogar ansehnlichen Häusern, von Verwandten oder Stiftern erbaut seit 1813. Sie erklärte uns und vor allem Abt Emmanuel den Ritus der Mönchsweihe und den liturgische Tagesablauf. Ein großartiges Mahl, wie immer mit viel Herzlichkeit und Lachen serviert. Wir tauschten frohe Erinnerungen aus an ihre oftmaligen Besuche in Regensburg und die durch uns ermöglichten Fahrten durch Deutschland und nach Rom.
Dann über die Ringstraße zum Flughafen, wegen Stau knapp, aber rechtzeitig zur Abfertigung.

Rückschau auf diese 6 Tage:

  1. Es waren Tage des Festes, der Freude und des Friedens in unmittelbarer Nähe des Terrors der Vertreibung und der Bomben in Jugoslawien
  2. Es zeigte sich die innere Einheit der Kirche des Ostens und Westens in apostolischer, theologischer und sakramentaler Vielfalt
  3. Die Verschiedenheiten wurden erwähnt, aber die Bereitschaft, auch die sichtbare Einheit zu betonen, war spürbar
  4. Die besondere Situation der rumänischen orthodoxen Kirche mit ihrer westlichen lateinischen Kulturtradition und ihrer östlichen byzantinischen Liturgie und Spiritualität (unica orthodoxia latina) kam zur Geltung
  5. Es war nichts zu spüren von Kritik im Vorfeld oder während dieser Tage, wie es etwa in Deutschland war (kleinkrämerische Frage nach den Kosten des Besuchs für Staat und Ortskirche, Proteste wegen klarer und harter Aussagen in Fragen von Glaube und Moral usw)
  6. Die orthodoxe Liturgie hatte eine hohe Feierlichkeit, aber auch die Gefahr in sich eines theatrum sacrum ohne viel Volksbeteiligung (doch wurden Credo und Paternoster von allen gebetet). Im griechisch-katholischen Gottesdienst waren nur Zelebranten und Chor aktiv. Im römisch-katholischen Gottesdienst waren nur Gesänge mit dem Volk und das Volk war stärker einbezogen, wenn auch der Ablauf nüchterner war und das viele Klatschen und Skandieren von Slogans störte
  7. Prälat Dr. Hüssler, der aufmerksam unsere Dokumentation von über 100 Seiten "30 Jahre Begegnung mit der Rumänischen Orthodoxen Kirche" gelesen hatte, schickte uns nach seiner Rückkehr ein FAX: "... Eure Begleitung, von Regensburg an, war mir eine große Hilfe und Freude. Zum Zusammenkommen des Wunders von Bukarest habt Ihr seit Jahrzehnten großen Anteil. Eine solche Bestätigung!!! In herzlicher Verbundenheit"
  8. Beim Empfang in der Präsidenten-Villa hob Präsident Emil Constantinescu lobend die Comunità Sant'Egidio hervor. Die Gemeinschaft Sant' Egidio trug zu dem jetzt ermöglichten Besuch des Papstes entscheidend bei anlässlich der von ihr abgehaltenen internationenalen Tagung 30.08. bis 01.09.1998 in Bukarest (s. eigener Bericht), bei der die zahlreich anwesenden katholischen Bischöfe aus Rom und der Weltkirche (darunter allein acht Kardinäle) die schwierigen Fragen der griechisch-katholischen Kirche und der katholischen Minderheiten in Rumänien studieren und ansprechen konnten. Zugleich hatten sie die Möglichkeit, mit den vielen orthodoxen und alto"rientalischen Bischöfen (darunter zehn Oberhäupter von autokephalen Kirchen) persönliche Gespräche zu führen.
Dokumentation und Wortlaut der Ansprachen des Papstes sind zu finden in: Osservatore deutsch, Nr. 20 v. 14.05.99, sowie via internet (http://www.vatican.va).


Dr. Albert Rauch
12. 5. 1999