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Silberne Rose des hl. Nikolaus

 

 

Rotary-Club Regensburg
Vortrag Freitag, 19. Dezember 2008

 

Nikolaus

Sogar unsere Jungrotarier finden schon, dass es Tradition sei, dass ich um Weihnachten oder Neujahr über Kalenderfragen spräche. Unser Vortragswart sagte zu mir, ich solle die "traditionelle Kalenderbetrachtung vor Weihnachten halten". Schon im Studium im Collegium Germanicum Hungaricum in Rom vor 50 Jahren sagte der Rektor "jaja ich weiß schon, Tradition ist, was einmal war und den Herren gefallen hat".

Ich habe mit Freude in der Clubversammlung gehört, dass der Vortragswart nicht mehr leidet, weil er keinen von uns findet für einen Vortrag, sondern dass alle Freitage bis März mit Vorträgen gefüllt sind.

Ich hätte also gern auch diesen heutigen Termin zur Verfügung gestellt, dass jemand anders einen ordentlichen Vortrag hält. Ich bin sehr dankbar für die Vorträge, auch schon für die Tischgespräche vorher, ich lerne da eine Menge. z.B. nach Freund Franz Vortrag schaue ich mein Adventsgebäck kritisch an auf Nano-Teilchen.

Frühere Kalenderbetrachtungen hießen z.B. "Ist wirklich in fünf Tagen Heiligabend?" Diesmal hat der Vortragswart zu meiner Überraschung hingeschrieben: Nikolaus. Das gefällt mir gut, denn erstens hebt das so prominente Clubmitglieder wie Freund Nicolas Maier-Scheubeck hervor und alle, die in diesem Jahr wieder Nikolaus spielten, und hebt sowieso alle Rotarier hervor, weil sie sich wie Nikolaus um den ganzen Menschen kümmern; und zweitens gibt das Stichwort Nikolaus gleich Anlass, vom Kalender zu reden.

Freund Glatzel nämlich hat seine Ansprache in der Adventsfeier begonnen mit einem Satz, dem viele meiner orthodoxen Studenten widersprochen hätten: Heute 6. Dezember ist das Fest des hl. Nikolaus! Die Studenten haben mir gestern abend oder heute früh am 19. Dezember zum Namenstag gratuliert, heute 19. Dezember ist das Fest des hl. Nikolaus!

Wie das? wir erinnern uns, dass die Revolution in Russland, die wir Oktoberrevolution nennen, an dem Tag begann, an dem wir das Kalenderblatt vom 7. November vor Augen hatten.

Der Kalender von Julius Caesar ist mittlerweile 13 Tage hinter unserem Kalender zurück, den Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 den Sternen angepasst hat nach Berechnungen, die etwas später auch unser Regensburger Johann Kepler angestellt hatte. Die Kommunisten haben sofort nach der Oktoberrevolution unseren gregorianischen Kalender eingeführt. Die Gläubigen in Russland haben sich aber ganz bewusst von diesem "kommunistischen neuen Kalender" distanziert und den "alten Kalender - von der guten alten Zeit" beibehalten.

Das ist schade, es vermindert unser gemeinsames Denken und Erleben, das eigentlich so wichtig ist für eine Gesellschaft, die nicht unbedingt multikulturell sein kann; wir versuchen Gemeinsamkeit gerade wieder mit der Rettung des Sonntags. Als ich die ersten Besuche in Russland machte, vor dreißig Jahren, da antwortete noch jeder auf die Frage: "wann ist das Fest des hl. Nikolaus?" "Nikolaus ist am 6. Dezember, wir schlagen die Bücher am 19. Dezember auf". Heute antworten selbst Priester auf die Frage: "wann ist das Fest des hl. Nikolaus?" "Am 19. Dezember".

Wir sprachen vor einigen Tagen bei einem Treffen zwischen den katholischen Bischöfen in Deutschland und den orthodoxen Bischöfen in Deutschland über diese neuen Kalender-Aspekte der Trennung der Christenheit.

Ich war beeindruckt, dass die orthodoxen Bischöfe meinten, es sei nicht daran zu denken, den gregorianischen Kalender - unserern Kalender - für das Osterfest zu nehmen. Es gäbe neue Spaltungen. Gerade in Russland z.B., wird alles Westliche scheel betrachtet, weil die Übernahme westlicher Wirtschaftsformen nach der Wende die Mehrzahl der Menschen hat verarmen lassen, weil Drogen und Freizügigkeit bei der Jugend, Abtreibung, Ehescheidung usw. usw. eingebrochen sind - da erhoffen sich die Frommen in Russland, aber auch z.B. in Griechenland, Hilfe zur Distanzierung durch den so auffällig sich vom modernen Leben unterscheidenden julianischen Kalender. Die Kirche in Griechenland hat unseren Kalender vor knapp hundert Jahren übernommen, dort gibt es eine orthodoxe Gegenkirche, die sich nur durch den Kalender unterscheidet und sich einfach so nennt, "Altkalendarier".

Selbst in Deutschland, so meinen die orthodoxen Bischöfe, würde eine Kalenderreform der orthodoxen Gemeinden zu Kirchenspaltungen führen.

Gut, hat für Nicolas Maier-Scheubeck und mich den Vorteil, das wir unseren Namenstag zweimal feiern können, wenn wir genügend Russen in unserer Umgebung haben.

Auch am Grab des hl. Nikolaus in Bari ist die Tatsache, dass es zwei Kalender gibt bei denen, die Nikolaus nachahmen wollen, eine Erleichterung. Ich war am 6. Dezember in Bari am Grab des hl. Nikolaus. Die Kirche war am 6. Dezember von morgens 4 Uhr an brechend voll, große Pilgerscharen kamen wohlgeordnet auch während der Gottesdienste nach vorn. Für heute 19. Dezember - Nikolaustag 6.12. nach julianischem Kalender, +13 - sind allein dreißig Flugzeuge aus der ehemaligen Sowjetunion angemeldet, also aus dem Moskauer Patriarchat. Wenn die auch am 6. Dezember nach unserem Kalender gekommen wären… Dazu noch Pilgerschiffe, auch aus Serbien. Und der Pilgerandrang entzerrt sich auch, weil die Russen noch ein zweites Fest groß feiern. Am 8. Mai 1089 war die Ankunft der Schiffe in Bari, die die Reliquien des hl. Nikolaus aus seinem ursprünglichen Grab in seiner alten Kathedrale in Myra nach Bari übertragen haben. Die meisten Griechen aus Myra wohnten schon in Westen.

Patriarch Alexij von Moskau hat im Mai 2003 in Bari am Grab des hl. Nikolaus eine Nikolaus-Statue segnen lassen durch Erzbischof Klemens von Kaluga, dem stellv. Leiter des kirchlichen Außenamtes. Ganz viele Russen glauben, der hl. Nikolaus sei eine Russe. Um so mehr fühlen sie sich verpflichtet, seinem Beispiel zu folgen. Vladimir Solovjov erzählt so in seinem Buch "Russland und die Universale Kirche" (aus: Vladimir Solovjov, Russland und die Universale Kirche, Deutsche Gesamtausgabe, Bd. III, 145-419; hier: 189f. Erstes Buch: Der Religiöse Zustand Russlands und des christlichen Ostens. Erstes Kapitel: die russische Legende vom heiligen Nikolaus und vom heiligen Kassian):

Der heilige Nikolaus und der heilige Kassian waren - so erzählt uns eine russische Volkslegende - vom Paradies zu einem Besuch der Erde ausgesandt. Da bemerkten sie eines Tages auf ihrem Wege einen armen Bauern, dessen mit Heu beladener Karren tief im Schmutz stecken geblieben war und der vergebliche Anstrengungen machte, sein Pferd vorwärts zu treiben.

"Komm, laß uns dem guten Mann helfen", sagte der heilige Nikolaus. "Ich werde mich schön hüten", erwiderte der heilige Kassian, "ich fürchte, meinen Mantel dabei zu beschmutzen". "Nun, dann warte auf mich oder noch besser, geh ohne mich deines Weges", sagte der hl. Nikolaus. Und er stieg furchtlos in den Schmutz und half dem Bauern tüchtig, seinen Karren aus der Spur zu ziehen.

Als der heilige Nikolaus nach getaner Arbeit seinen Gefährten einholte, war er ganz mit Schlamm bedeckt, und sein beschmutzter und zerrissener Mantel sah den Lumpen eines Armen ähnlich.

Groß war das Erstaunen des heiligen Petrus, als er ihn in diesem Zustand vor den Pforten des Paradieses stehen sah. "Nanu! Wer hat dich denn so zugerichtet?" fragte er. Der heilige Nikolaus erzählte den Hergang. "Und du", wandte sich der heilige Petrus an den heiligen Kassian, "warst du denn bei dieser Begegnung nicht mit ihm?" "O doch: aber ich bin nicht gewohnt, mich in Dinge zu mischen, die mich nichts angehen; und vor allem dachte ich daran, die makellose Weiße meines Mantels nicht zu beflecken".

"Nun wohlan", sagte der heilige Petrus, "da du, heiliger Nikolaus, keine Angst hattest, dich zu beschmutzen, indem du deinem Nächsten aus der Not halfest, so sollst du fortan zweimal im Jahr gefeiert werden (in Russland feiert man neben dem 6. Dezember auch den Nikolaustag am 8. Mai, Tag der Einbringung der Reliquien aus Myra in Bari im Jahre 1089), und du wirst von allen Bauern des heiligen Russland als der größte Heilige nach mir betrachtet werden. Du aber, heiliger Kassian, sei zufrieden mit dem Glück, einen unbefleckten Mantel zu besitzen: du wirst nur alle vier Jahre ein Fest haben, alle Schaltjahre einmal". (Johannes Cassianus, 360 bis 430/435, Gedenktag im Westen Bistum Marseille am 23. Juli, im Osten 29. Februar) Man weiß wenig Historisches über Nikolaus. Und genau das macht so deutlich, dass man eben nicht auf eine Person der Vergangenheit schaut, die man verehrten muss, sondern das man genau spürt, in der Gestalt des hl. Nikolaus ist in Geschichten und Bildern ganz menschlich dargestellt, wie sich ein guter Mensch zu verhalten hat.

Warum sonst hat der Nikolaus in so vielen Familien eine so wichtige Rolle am 5. oder 6. Dezember? Unsere Mütter und Väter im christlichen Glauben waren wohl noch kritischer als wir. Sie wollten nicht nur hören, dass Christus für uns gestorben ist und uns seine Gnade schenkt, sie wollten auch Beispiele sehen, dass das wirklich Erfolg hatte unter den Menschen, dass Menschen danach gelebt haben. Darum wollten unsere Mütter und Väter Reliquien und Bilder und Heilige als Erinnerung und Ermutigung haben.

Und sie ließen sich ermutigen und lassen sich ermutigen. Das ist Echtheit einer Reliquie. Gerade lasen wir, dass ein Tourist anzweifelt, dass die rechte Hand des hl. Johannes Chrysostomos im Dom wirklich die Hand des hl. Chrysostomos ist. Museumsdirektor Konservator Dr. Reidel hat gut reagiert, es lohnt sich nicht, die Hand des hl. Chrysostomos einer Prüfung zu unterziehen. Die Reliquie hat durch Jahrhunderte Menschen zur Nachahmung Christi angeregt. Das ist ihre Echtheit. Der Staat setzt heute arbeitsfreie Tage ein, um bestimmter Ereignisse zu gedenken, z.B. des Fallens der Mauer in Deutschland. Damit Menschen zu bürgersinnlichem Verhalten ermutigt werden.

Neulich berichtete ein Pfarrer vom Firmunterricht - Konfirmandenstunde - ein Jugendlicher sei ganz begeistert gewesen, wie jetzt die Kirchen in Deutschland auf die Integration unserer muslimischen Bürger zugehen und ein eigenes Fest für Allah sein soll, Allah Heiligen. Bleiben wir bei Allerheiligen. Wir sind eben in Kalender-Fragen immer noch lernfähig. Das ist mir heuer bei Allerheiligen wieder aufgefallen.

Ich habe einen Brief an den Erzbischof von Bamberg geschrieben. Nicht wegen Freund Achim Hubel und der Anti-Unesco-Donaubrücke. Brücken gibt's ja genug in Bamberg. Sondern weil sich der Erzbischof von Bamberg vehement gegen Halloween ausgesprochen hat, das sei heidnisch und unserer Kultur absolut fremd. Ich habe dem Erzbischof geschrieben, was ich von Freund Brey bestätigt bekommen hatte: dass Halloween der Silvestertag des alten Neujahrs 1. November ist, der 1. November ist bis heute Jahresanfang in der Wasserwirtschaft.

Damit die Menschen mit Zuversicht in das neue Jahr gehen, haben unsere Mütter und Väter im Glauben ein Fest auf diesen Tag gelegt, an dem man sieht, in wie vielfältiger Weise die Gnade Gottes Menschen auf dieser Erde menschlich leben lässt, schon der Apostel Paulus nennt diese Menschen "Heilige", eben geheilt, immer wieder geheilt durch die Gnade Gottes. Martin Luther sagt dazu:

Anrufen soll man sie, dass Gott um ihretwillen gebe und tue, was wir bitten. So sind alle Heiligen anzurufen, damit, ja gewiss, das Werk immer ganz allein Gottes Sache bleibe. Zitatende.

Natürlich hat so ein Neujahrsfest auch einen Heiligabend, einen Silvester, und was das Geschrei und die Kürbisfratzen und Lichter am Vorabend vor Allerheiligen waren und jetzt wieder sind, haben wir zum neuen Neujahrstag 1. Januar mit den Böllern und Knallern und Feuerwerken übernommen und vermehrt.

Den Heiligabend von Allerheiligen, Halloween, All Hallows Eve, All Hallows Holy Evening, fand Melanchthon (und viele seiner Nachfolger) so wichtig, dass er vor fast 500 Jahren den Beginn der Reformation in Deutschland auf diesen Tag im Jahre 1517 legte mit einem symbolträchtigen Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche in Wittenberg. Papst Pius XII. fand den Halloween noch vor etwas mehr als 50 Jahren im Jahre 1950 so wichtig, dass er das Dogma von der Tatsache, dass wir mit Leib und Seele in Gott sind, mit allem was wir tun - in der Sprache der Tradition "das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel" - nicht etwa am 15. August verkündete, da hätte man irgendwie historisch an eine Frau von damals gedacht. Unsere Aufnahme in den Himmel, in die Gegenwart Gottes ist die Taufe, da werden wir alle geheiligt - geheilt - und die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen. Deswegen ist auch in vielen Taufkapellen dieses Bild von Aufnahme Mariens an der Wand beim Taufbecken, z.B. in Regensburg im Niedermünster oder in Rom in Santa Maria Maggiore.

Der Erzbischof von Bamberg hat mir freundlich geantwortet und durchblicken lassen, im nächsten Jahr würde er anders formulieren. Ich werde ihm noch den Tipp geben, die Sternsinger zu erwähnen. Die gingen auch schon vor tausend Jahren singend durch die Straßen, an Halloween, und die Häuser, die einen ausgehölten Kürbis mit Kerze ins Fenster gestellt hatten, durften sie besuchen und segnen. Und bekamen Geschenke, die sie auch wieder an Arme weitergaben.

Damit sind wir zurück beim Nikolaus.

Bischof Konrad von Regensburg hat im Jahre 1197 die Basilika in Bari geweiht, zusammen mit Bischof Konrad von Hildesheim und vielen anderen Bischöfen. Das brachte mich auf die Idee, die "Silberne Rose des hl. Nikolaus" zu stiften für Menschen, die sich für die Einheit der Christen engagieren und damit für den Frieden unter den Menschen. Zusammen mit einer Frau aus dem Bistum Hildesheim, die jetzt Professorin in Fribourg in der Schweiz ist, und mit dem Domkapitel der Kathedrale von Fribourg, die dem hl. Nikolaus geweiht ist.

Die Rose gehört sowieso zu Nikolaus und Weihnachten, "Es ist ein Ros entsprungen" (Jesaja 11,10 das Reis aus der Wurzel Jesse).

 

Silberne Rose des hl. Nikolaus

Die Silberne Rose werde ich dem armenischen Patriarchen Mesrob von İstanbul am Montag 12. Januar 2009 überreichen, in der armenischen Kathedrale St. Marien Kumkapı İstanbul. Wie wir den hl. Nikolaus kennen, hat er Wissen und Glauben verbunden, theologische Klarheit auf dem Konzil von Nikaia mit dem menschlichen Eintreten für den Menschen.

Der ökumenische Preis "Silberne Rose des hl. Nikolaus" will gleichzeitig wissenschaftlicher und kirchlicher Preis sein. Die Stiftungsurkunde sagt, dass die Silberne Rose des hl. Nikolaus verliehen wird an Personen,

  • die in ihrem Leben, wie der hl. Nikolaus, die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar werden lassen;
  • die, verwurzelt im Leben ihrer kirchlichen Gemeinschaft, die katholische Sendung der Kirche in universum mundum in der Kraft des Hl. Geistes bezeugen;
  • die so zur Versöhnung und vertieften Communio der Kirche, der Menschheit, der ganzen Schöpfung beitragen.

Im Jahre 2006 haben wir die Silberne Rose des hl. Nikolaus zum ersten Mal verliehen, an Metropolit Kyrill vom Moskauer Patriarchat, im Jahre 2007 an die Äbtissin Iosefina vom vielleicht größten Frauen-Kloster der Welt (500 Schwestern) Văratec in Rumänien. 2008 haben wir die Silberne Rose verliehen an Mons. Eleuterio Fortino vom Rat für die Einheit der Christen im Vatikan.

In der Stiftungsurkunde ist gesagt, welchen wichtigen Weg jede Silberne Rose gehen muss. Sie muss geschaffen sein in der Tradition der Mönche, in der Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach der Benediktiner. Dann muss die Silberne Rose des hl. Nikolaus vom Bischof von Rom gesegnet werden - das war diesmal am Freitag, 5. Dezember - und dann muss die Silberne Rose des hl. Nikolaus am Grab des Heiligen in Bari stehen - das war diesmal am Fest selber, 6. Dezember 2008.

Zum Montag, 12. Januar 2009 um 18 Uhr lade ich alle herzlich nach İstanbul ein.

Klaus Wyrwoll