OKI-Logo Überreichung der silbernen Rose
des hl. Nikolaus
an Patriarch Mesrob von İstanbul
am 12. Januar 2009
Laudatio von P. Guido Vergauwen OP
Rektor der Universität Fribourg

 

Wir sind hier im Gebet versammelt, um die Silberne Rose des hl. Nikolaus zu überreichen an Seine Seligkeit Patriarch Mesrob von İstanbul.

Wenn wir das Wort Mesrob hören, gehen unsere Gedanken doch ganz spontan zu jenem großen Heiligen, Mesrob, dem inspirierten Erfinder der Buchstaben, die zur armenischen Sprache passen und die Verkündigung der frohen Botschaft unseres Herrn Jesus Christus für das ganze Volk ermöglichen, zum himmlischen Schutzpatron also des Patriarchen Mesrob, dem wir heute die Silberne Rose des hl. Nikolaus überreichen wollen. Der Name des hl. Mesrob steht für Wissenschaft und für Glauben, ist also eine großartiger Ausdruck für das, was die Silberne Rose des hl. Nikolaus sein will: eine gleichzeitig wissenschaftliche und kirchliche Auszeichnung.

Sicher ist es niemals erlaubt, Wissenschaft und Glauben zu trennen, Vernunft und Glauben, theologische Forschung und das sentire ecclesiam, Denken und Fühlen mit der Kirche.

Diese notwendige Einheit von Wissenschaft und Glaube hat die armenische Kirche vielleicht am sichtbarsten bewahrt: sie verleiht an fromme gebildete Priester den Titel des Vardapet und des Dzairaguin Vardapet als Zeichen für wissenschaftliche Qualität und kirchliche Bindung. Patriarch Mesrob hat diese Titel 1981 und 1986 erhalten Doctor of Divinity würden die Englisch sprechenden sagen. Nur wir Dominikaner kennen ebenfalls diese gleichzeitig wissenschaftliche und kirchliche Bestätigung, bei uns heißt sie Magister, ich freue mich, diese dem Vardapet und Dzairaguin Vardapet entsprechenden Titel seit vergangenen November zu haben. Das ist eine weitere Verbindung zu dem, den wir heute ehren wollen, und mit ihm die ganze armenische Kirche.

Der gleichzeitig wissenschaftliche und kirchliche Preis "Silberne Rose des hl. Nikolaus" wird an Menschen gegeben, die wie der hl. Nikolaus - heute und hier kann ich hinzufügen: wie der hl. Mesrob Maštotz - für die Einheit der Christen und für den Frieden unter den Menschen eingesetzt haben. Eine Rose zu verleihen ist eine uralte Tradition, der Bischof von Rom Leo IX. (1002-1054) hat begonnen, am vierten Sonntag der Fastenzeit eine goldene Rose zu überreichen an katholische Fürsten, später auch ein Frauen in verantwortlicher Stellung wie die Königin Johanna von Sizilien 1386 oder die Großherzogin von Luxemburg 1956.

Papst Johannes Paul II. gab die Rose an Marienwallfahrtsorte wie Lourdes und Fatima, Papst Benedikt in diesem Jahr 2009 an Altötting in Deutschland.

Wir haben den Kreis der Empfänger erweitert. im Jahre 2005 hat das Ökumenische Institut der Universität Fribourg in der Schweiz zusammen mit dem Ostkirchlichen Institut Regensburg statt der goldenen Rose eine silberne Rose gestiftet. Der Stiftungsrat besteht aus drei Personen: dem jetzigen Rektor der Universität Fribourg P. Guido Vergauwen OP - das bin ich, der Professorin der Dogmatik an unserer Universität Dr. Barbara Hallensleben, Mitglied der Internationalen Theologenkommission und mehrerer anderer internationalen Dialogkommissionen, Mons. Dr. Nikolaus Wyrwoll, Direktor im Ostkirchlichen Institut Regensburg und Berater der Deutschen Bischofskonferenz und des Hl. Stuhls in ökumenischen Fragen.

Die Stiftungsurkunde sagt, dass die Silberne Rose des hl. Nikolaus verliehen wird an Personen,

  • die in ihrem Leben, wie der hl. Nikolaus, die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar werden lassen;
  • die, verwurzelt im Leben ihrer kirchlichen Gemeinschaft, die katholische Sendung der Kirche in universum mundum in der Kraft des Hl. Geistes bezeugen;
  • die so zur Versöhnung und vertieften Communio der Kirche, der Menschheit, der ganzen Schöpfung beitragen.

Im Jahre 2006 haben wir die Silberne Rose des hl. Nikolaus zum ersten Mal verliehen, an Metropolit Kyrill vom Moskauer Patriarchat. Im Jahre 2007 an die Äbtissin Iosefina vom vielleicht größten Frauen-Kloster der Welt, 500 Schwestern, Văratec in Rumänien. 2008 haben wir die Silberne Rose verliehen an Mons. Eleuterio Fortino vom Rat für die Einheit der Christen im Vatikan.

In der Stiftungsurkunde ist gesagt, welchen wichtigen Weg jede Silberne Rose gehen muss. Sie muss geschaffen sein in der Tradition der Mönche, in der Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach der Benediktiner. Dann muss die Silberne Rose vom Bischof von Rom gesegnet werden - das war diesmal am Freitag, 5. Dezember - und dann muss die Silberne Rose des hl. Nikolaus am Grab des Heiligen in Bari stehen - das war diesmal am Fest selber, 6. Dezember 2008. Dort betreuen die Dominikaner die Reliquien des hl. Nikolaus, der Prior und Rektor der Basilika P. Damian ist heute hier unter uns mit P. Rosario, auch der Bürgermeister von Bari ist hier, Michele Emiliano.

Die Sendung in universum mundum lebte Mesrob Mutafyan von Kindheit an. Am 16. Juni 1956 ist er geboren, hier in İstanbul, ging auf die armenische Schule beim Taksim, aber gleich hinaus an die English High School in Nişantaş und in Stuttgart. 1979 macht Mesrob Mutafyan die Linzenz in Soziologie, Philosophie und Theologie in Memphis USA und wird zum Priester geweiht von Patriarch Shnork in İstanbul. Der junge Priester geht gleich wieder hinaus in universum mundum - griechisch tönt das ja "katholiké" oder "oikoumeniké", macht den Master of Arts (1979-1982) in Geschichte des Altertums und Biblischer Archeologie an der Hebrew University in Jerusalem, gleichzeitig lehrt er Altes Testament am Theologischen Seminar der Armenier in Jerusalem,

1982 kehrt Mesrob in seine Heimatstadt zurück, ist Sekretär bei Patriarch Shnork, macht seinen Militärdienst in Burdur (1983-1984) und ist dann auf der Prinzeninsel Kınalıada, zuerst als Pfarrer (1984-1986), ab 21. September 1986 als Bischof an der Kirche des hl. Gregor des Erleuchters - dessen Statue steht jetzt in einer Nische an der Nordwand der Basilika St. Peter in Rom, dort wo alle Besucher der Grotten und der Kuppel vorbeigehen!

Der junge Bischof Mesrob kann die Basilika St. Peter selbst sehen: 1988 und 1989 führt er seine theologischen Studien in Rom fort, an der Universität der Dominikaner St. Thomas. 1988 - das Jahr des Erdbebens in Armenien, Bischof Mesrob macht die italienische Öffentlichkeit aufmerksam, organisiert Hilfstransporte. Prälat Albert Rauch vom Ostkirchlichen Institut Regensburg begleitet den ersten Hilfsflug der Caritas Internationalis nach Gyumri.

1990 ist Bischof Mesrob wieder in seiner Heimatstadt. wird zum Vorsitzenden der Synode gewählt und am 14. Oktober 1998 zum 84. Patriarchen seit 1461, als Sultan Mehmet das Patriarchat für alle Armenier einrichtet, verantwortlich auch für die Syrer und Kopten im osmanishen Reich. Vor fünf Jahren, 2003, wird der junge Patriarch Doctor of Divinity an der Catholic University in Washington USA.

Über 400 Jahre waren die armenischen Patriarchen von İstanbul verantwortlich in jenem Riesenreich der Ottomanen, Patriarch Mesrob Mutafyan spürt die Verantwortung in universum mundum, setzt sich überall ein, Spannungen zwischen Christen und zwischen Menschen zu lösen, z.B. zwischen der neuen armen Republik Armenien und den handlungskräöftigen Armeniern im Ausland, tut das auf vielen apostolischen Reisen nach Israel, Armenien, in den Vatikan und die USA, nach Deutschland, Italien, Griechenland, Rumänien, Belgien, Gibraltar, Libanon, Japan, Frankreich.

Glaube kann nicht ohne Wissen sein, Kirchlichkeit und Theologie gehören zusammen. Patriarch Mesrob setzt sich ein für eine gute Ausbildung in der Türkei selbst für die Priester aller christlichen Kirchen, zusammen mit Patriarch Bartholomaios, und für die Religionslehrer an den Schulen, besucht die Präsidenten der Türkei Suleyman Demirel, Ahmet Necdet Sezer, Abdulla Gül, den Außenminister Abdulla Gül, Kulturminister Atilla Koç, Erziehungsminister Hüseyin Çelik, Innenminister Abdülkar Aksu.

Die Silberne Rose des hl. Nikolaus - diesmal verstärkt durch das Beispiel des hl. Mesrob Maštotz - überreiche ich nun feierlich.