Dr. Peter Lengsfeld - Vita

 

Geboren 1930 in Breslau kamen wir als Flüchtlingsfamilie, Mutter und ich mit 4 jüngeren Geschwistern, 1946 von der damaligen Ostzone nach Westdeutschland, während der Vater noch in russischer Gefangenschaft war.

Nach dem Abitur in Amberg, Bayern, wollte ich Philosophie und Theologie studieren und habe mich beim Breslauer Restbistum (Sitz in Görlitz) als Theologiestudent angemeldet. Vom dortigen Generalvikar wurde ich nach Königstein geschickt, habe dort 2 Semester studiert und kam dann von dort nach Rom ins Germanikum, von 1950 bis 1956. Bis zur Promotion war ich noch 2 Jahre im Campo Santo und dann von 1958 bis 1961 Kaplan in Berlin-Kreuzberg.

Prof. Hermann Volk, der damalige Direktor des Ökumenischen Instituts in Münster hat mich dann, als sein Assistent Hans Küng nach Tübingen berufen wurde, als seinen Nachfolger nach Münster geholt. Kardinal Döpfner hat mich für diesen Job und damit für die theologische Wissenschaft freigegeben. Die bei Prof. Volk angefangene Habilitation hat später, nachdem Volk zum Bischof von Mainz berufen wurde, sein Nachfolger, Prof. Ratzinger, betreut und beim Abschluss der Arbeit 1964 auch positiv begutachtet.

Nachdem ich Rufe nach Bonn und Bochum bekam, aber nicht angenommen habe, bekam ich als Nachfolger von Prof. Iserloh, der zur Kirchengeschichte wechselte, einen Ruf auf den Lehrstuhl für Ökumenische Theologie und Direktor des Katholisch-Ökumenischen Instituts in Münster, wo ich von 1967 bis 1992 die Hauptzeit meines Lebens war. Dabei hat die Zusammenarbeit mit den anderen Ökumenischen Universitätsinstituten in Tübingen (Küng), München (Fries), Heidelberg (Schlink), Bochum (Wolf) und dem Evangelischen Ökumene-Institut in Münster (Kinder) eine große Rolle gespielt. Daraus sind 1973 das "Memorandum zur Reform und Anerkennung der Ämter" sowie später ein Votum zur Reform des Papsttums als wichtige Impulse entstanden, die aber leider wenig beachtet wurden.

Schwerpunke meiner Arbeit bei Forschung und Lehre waren 1) die Vermittlung und Vertiefung von Kenntnissen über evangelische Theologie (Barth, Bultmann, Tillich), 2) die Aufarbeitung der Kontroverslehren und 3) nachdem auf diesem Gebiet die Einigungsmöglichkeiten klar wurden, die Fragen danach, warum sich die Kirchen nicht einigen konnten oder wollten. Dafür wurden a) die soziologischen und psychologischen Aspekte untersucht (Kollusionstheorie), dann auch b) die Ursachen in den spirituellen Grundhaltungen und Praktiken in den Blick genommen.

So kam ich auf verschiedene Formen der Meditation und bin für mich selbst und als Hilfe für andere auf die Zen-Meditation gekommen, die ich - bei 15 Japanaufenthalten erlernt - heute für eine wichtige Quelle zur Überwindung der Menschheitsprobleme und auch der konfessionellen Differenzen und kirchenspaltenden Rückwärtsgewandtheiten halte.

Heute empfinde ich meine beiden anhaltenden Tätigkeiten, a) als Zen-Lehrer, anderen Menschen zur tiefinneren Erfahrung ihrer Existenzwurzeln zu verhelfen, und b) Gottesdienste im hiesigen Altersheim zu halten, für Menschen, die es m.E. wirklich brauchen, als zwei Seiten derselben Medaille.

Verstorben am Montag, 25. Mai 2009,
begraben am 30. Mai in Kirchzarten bei Freiburg i.Br.

Peter Lengsfeld