OKI-Logo Begrüßung durch Prälat Wyrwoll
am Donnerstag, 20. Juni 2013,
im Ökumenischen Zentrum Mühlenberg Hannover

 

 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder,
von Herzen heiße ich Sie alle willkommen, jede und jeder von Ihnen, wir alle sind ermutigt durch die große Zahl derer die gekommen sind, um sich in ihrem Engagement für die Einheit der Christen zu stärken mit dem Vortrag, den uns Landessuperintendent Propst Siegfried Kasparick halten wird.
Herzlich willkommen, lieber Propst Siegfried!
Bischof Norbert von Hildesheim heißt uns alle herzlich willkommen, er ist als stellv. Vorsitzender der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz heute beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg. Auch der lutherische Regionalbischof Eckhard Gorka grüßt herzlich aus Hildesheim.

"Chance Reformationsjubiläum?",
fragt unser Programm.

Auf jeden Fall wollen wir norddeutsche Katholiken das Reformationsjubilaum mitfeiern! Dazu nenne ich zwei Wirklichkeiten. Die erste mit den Worten des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios - meines Studienkollegen in Rom vor einem halben Jahrhundert - beim Besuch der Pastoren des Kirchenkreises Rinteln mit Superintendent Kühne-Glaser voriges Jahr. ‚Sind die Katholiken nicht in manchem mehr mit Martin Luther verbunden als Ihr Lutheraner heute?’ fragte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios die Pastoren. Und auf die Rückfrage der Pastoren brachte er Beispiele: ‚"Ich kenne keinen stärkeren schriftlichen Text über das Kreuzzeichen als den von Martin Luther im Kleinen Katechismus: morgens wenn du aus dem Bette fährst mache das Kreuzzeichen - und wer macht es? Martin Luther und die Katholiken und wir Orthodoxen. Ein wunderbares Buch schreibt Martin Luther über das Magnifikat der Jungfrau Maria: anrufen soll man sie und alle Heiligen, denn sie nimmt alles dem Menschen und gibt alles Gott. Und wer ruft Maria an, um damit zu bekennen, dass alle Erlösung reine Gnade Gottes ist? Martin Luther und die Katholiken und wir Orthodoxen."

Also wenn es 2017 um Martin Luther geht, feiern wir mit. Und zweitens, wenn es um Reformation geht, feiern wir mit.

Das 16. Jahrhundert ist das Zeitalter der Reformation in allen Kirchen Europas. Meinen Studenten in Regensburg habe ich Texte vorgelegt, ohne den Autor zu nennen, z.B. folgenden Satz: "Verworfen sei, wer sagt, der Mensch könne durch seine Werke gerechtfertigt werden vor Gott ohne die durch Jesus Christus gegebene göttliche Gnade", und die Studenten haben sofort gesagt, das sind Worte Martin Luthers. Es sind Worte aus dem Reformkonzil von Trient, das vor 450 Jahren 1563 abgeschlossen wurde (De justificatione can.1m DS 1551).

Die Dominikaner haben die Predigt-Bewegung begonnen, in die Luther sich einfügt, die Augustiner die grosse Bibel-Bewegung, zwanzig deutsche Ausgaben der ganzen Bibel konnte der junge Augustinermönch Martin Luther nutzen für seine Neu-Ausgabe, die bis heute unsere deutsche Sprache prägt. Superintendent Wilhelm Hastedt von Bremervörde sagte nach einer Woche Romseminar in Rom "An Ignatius von Loyola können wir sehen, was aus Martin Luthers Reform hätte werden können, wenn die Reformatoren in Deutschland nicht in die Fange der Politik geraten wären."

Das Wort ‚Gegenreformation’ ist eine missverständliche Übersetzung des italienischen contra-riforma. Der Kontrabass ist ja nicht gegen das Violoncello. Die Katholischen Reformen des 16. Jahrhunderts sind gleichzeitig mit den Reformationen in Deutschland. Und wir sind heute dankbar dafür.

Das 2. Vatikanische Konzil, das vor 50 Jahren 1962 begonnen hat, sagt uns: es gibt keine echte Ökumene ohne innere Bekehrung. Auch von den Sünden gegen die Einheit gilt das Zeugnis des hl. Johannes: "wenn wir sagen, wir hätten nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner". In Demut bitten wir also Gott und die getrennten Geschwister um Verzeihung. (UR 7). Diese Einladung des Konzils möchte ich heute annehmen und Sie alle einladen. Lasst uns gemeinsam bekennen:

Ich bekenne Gott dem Allmächtigen, und allen Schwestern und Brüdern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen, und euch, Schwestern und Brüder, für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.

Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. Amen.

Propst Kasparick, ergreife das Wort, wir freuen uns auf alle Jubiläen mit Dir!

 

Dr. Nikolaus Wyrwoll
Ostkirchliches Institut
Regensburg