WORLD CONFERENCE ON DIALOGUE AMONG RELIGIONS AND CIVILIZATIONS "The contribution of religion and culture to peace, mutual respect and cooperation" 26. - 28. October 2007 - Ochrid REPUBLIC OF MACEDONIA |
Zu diesem Weltkongress hatte der Regierungspräsident Nikola Grujevski weltweit Vertreter aller Religionen und Kulturen eingeladen. Mit Erzbischof Stephan, dessen Sekretär Dr. Gjoko Gjorgievski unser Stipendiat ist (1993/94), waren wir auf früheren Tagungen (s. vorhergehende Berichte), auch 2007 waren Dr. N. Wyrwoll und Dr. A. Rauch zur Teilnahme eingeladen. Die Ausgaben für die über 200 Teilnehmer aus allen fünf Kontinenten (Unterkunft, Verpflegung und Reisekosten) trugen die Regierung der Republik Mazedonien, die UNESCO, die World Islamic League und die World Conference of Religions for Peace. Mittwoch, 24. Oktober 2007 Abflug 11.50 Uhr von München über Milano nach Skopje, Ankunft 16.45 Uhr Eine Dame des Konferenzsekretariats holte mich ab (Dr. N. Wyrwoll konnte wegen eines Romseminars in Rom nicht mitkommen) und begleitete mich bis Ochrid (3,5 Stunden Fahrzeit) zum Hotel GRANIT, einem der vielen Nobelhotels am Ochrid-See. Donnerstag, 25. Oktober 2007 Langes gemeinsames Frühstück mit P. Milan Žust, Mitarbeiter von Kardinal W. Kasper im Päpstlichen Rat der Einheit. Wir konnten unsere Erfahrungen austauschen und dabei viele gemeinsame Aspekte entdecken im Blick auf unseren gemeinsamen Dienst an der Förderung der Einheit mit den Kirchen des Ostens. Wir konnten auch über die Ereignisse um die Dialogkommission in Ravenna anfangs Oktober (Auszug der russischen Delegation) ausführlich sprechen, die schreiende Ungleichheit in der Zusammensetzung der orthodoxen Seite: Über die Hälfte der orthodoxen Delegierten sind Griechen; Bulgarien und Georgien waren nicht vertreten, das Patriarchat Moskau mit etwa sechzig Millionen Gläubigen ist vertreten durch zwei Delegierte so wie etwa die Orthodoxe Kirche von Polen (500.000) oder von Tschechoslowakei (15.000) oder die neue Autokephale Kirche von Estland (hundert, zweihundert?), ebenso die Mini-Patriarchate im Vorderen Orient. Beim Mittagessen im Hotel Inex Gorica, in dem die ganze Tagung stattfand, konnte ich weitere Bekannte begrüßen. Die Teilnehmer waren in verschiedenen Hotels am See untergebracht und wurden zum Hotel Inex Gorica gefahren und von dort zurück in die Hotels gebracht. Wegen der vielen hochprominenten Politiker und Religionsführer war eine diskrete, doch starke Sicherheitsstufe erkenntlich. Unter den geladenen Teilnehmern und den zahlreichen Betreuern und Betreuerinnen war ein ausgezeichnetes Klima des Wohlwollens. Man fühlte sich direkt versetzt in die großen Weltkongresse für den Frieden, die die Gemeinschaft San Egidio organisiert, letztes Treffen Oktober 2007 in Neapel mit Papst Benedikt und Patriarch Bartholomaios. Beim Eröffnungsempfang, gegeben vom mazedonischen Außenminister Antonio Miloshoski, wurde die Bandbreite der Teilnehmer deutlich: Juden, Moslem, Christen des Ostens und des Westens, Buddhisten, kleine Denominationen, zwei Derwische in ihrer eigentümlichen weißen Tracht mit grünem Fez, Anhänger von Hare Krishna, und auch bekennende Atheisten. Besonders stark war die Präsenz von Albanern aus Kosovo, aus Albanien und aus der albanisch sprechenden Bevölkerung des Landes Mazedonien. Hier nur skizzenhaft der Verlauf der Tagung: Freitag, 26. Oktober 2007 In Plenarversammlungen am Vormittag und Nachmittag stand das Thema im Vordergrund: There is not an actual peace among the people without actual peace among the religions. Dazu sprachen unter anderen:
Hier einige Gedanken aus den Reden:
Samstag, 27. Oktober 2007 Der Vormittag stand in zwei Sektionen unter dem Thema: "Religion in education - its role in the transformation of society" Bei der Zweiten Sektion sprach als erster Mar Theophilos aus Kerala, Bischof für Europa, Dr. theol der Uni Regensburg: "Über das Zusammenleben von Kulturen und Religionen in Indien", dann kam mein Vortrag "Kein Friede ohne Vergebung". Auch wenn das Programm dieser beiden Tage sehr voll war mit Grußworten und Vorträgen (zum Bedauern vieler war kaum Zeit zur Diskussion), konnten wir am Freitag gegen Mittag die hl. Messe in der neuen katholischen Kirche in Ochrid feiern. Dort waren gerade Exerzitien für 16 katholische Priester aus dem Kosovo zu Ende gegangen. Sie sind Pfarrer albanisch sprechender Gemeinden. Trotzdem trifft auch sie der Konflikt im Kosovo, wenn auch nicht so hart wie die dortigen Serben. Angeblich ist auch ein Grund, dass manche Serben ihre früheren, privilegierten Stellungen erhalten wollen; aber es sei auch der moslemisch-christliche Konflikt zu spüren. Ich traf Bekannte und Freunde, besonders auch ehemalige Stipendiaten in unserem Ostkirchlichen Institut: Dr. Ivan Želev Dimitrov und Dr. Alexander Omarševski aus Bulgarien, P. Josef Hauzar aus Tschechien, die beiden makedonischen Stipendiaten Dr. Gjoko Gjorgievski und Dr. Ivan Kyrill Zarov, Bischof Lavrentije von Šabac in Serbien, Metropolit Kyrill von Varna in Bulgarien, die makedonischen Bischöfe, die in Rom studiert haben: Metropolit Stephan, M. Timotei, M. Petar, viele katholische Bischöfe, Prof. Döpmann (evg.) und Chorepiskopos Emanuel A. Aydin (syr.), Wien. Nachdem noch das Programm für die nächste Weltkonferenz beraten wurde und eine Final Declaration verabschiedet wurde, waren viele der christlichen Teilnehmer in der orthodoxen Kathedrale Sv. Sophia bei der Sonntagsliturgie, zelebriert von EB Stephan mit Bischöfen und Priestern. Dann fuhr ich mit Mar Theophilos zur katholischen Kirche, in der ab 11.00 Uhr die hl. Messe mit Konsekration der Kirche begonnen hatte. Sie ist Kathedrale und zugleich verbunden mit einem Zentrum für Spiritualität, das zwei Jesuiten leiten. Kardinal Vinko war Hauptzelebrant und Konsekrator, zusammen mit Nuntius Santos Abril y Castello, mit dem Ortsbischof Kiro und den anderen anwesenden katholischen Bischöfen. Die Spitzen der makedonischen Regierung und orthodoxe Bischöfe waren anwesend (s. Bildbericht). Anschließend waren über hundert Gäste zu einem Festmahl mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Chorsängern. Auch P. Demuth von RENOVABIS) war dabei, der Aufbau der Kirche und des Zentrums wird von den deutschen Katholiken gefördert. Montag, 29. Oktober 2007 Gegen 9.00 Uhr fuhren Mar Theophilos und ich im Auto von Ivan Zarov (unser Stipendiat im Ostkirchlichen Institut 1998/2000) nach Sv. Naum. Dann nach Ochrid zuerst zur Kirche Sv. Maria Perpleptos (Sv. Kliment). Ivan Z. vollendet gegen Jahresende seine Doktorarbeit in Sofia über Geschichte, Kultur, Freken und Deutung der Bilder. Dann ins Haus seiner Eltern und Zusammensein mit ihnen wie vor zwei Jahren. Dann zu den Ruinen und Ausgrabungen bei der neu errichteten Kirche Sv. Pantelimon. Dort war eine Kirche und Schule bereits vom Methodius-Schüler Sv. Kliment gegründet worden. Dort war die Übersetzung der byzantinischen Liturgie und der Heiligen Schrift ins Altslawische. Nochmals kurz zu Sv. Sofia und dann nach Haus. Es war schön, dass wir Mar Theophilos aus Indien diese europäischen Kulturdenkmäler in Ruhe zeigen konnten. Dienstag, 30. Oktober 2007 Am Morgen brachte ein Auto Mar Theophilos und mich nach Skopje. Dort wartete auf uns Gjoko, der im Vorzimmer des Erzbischofs seinen Sitz hat. Wir gingen mit ihm zur Altstadt. Besonders zum Platz, auf dem einst das Geburtshaus von Mutter Theresa stand und dessen winziger Grundriss mit goldenen Linien gekennzeichnet ist. Zum Abschied herzliche Verabschiedung und Dank des Erzbischofs Stephan für unserere Teilnahme am Weltkongress der Religionen. Im Auto des Erzbischofs wurden wir zum Flughafen gebracht. 12.05 gemeinsamer Rückflug von Skopje über Mailand nach München. Es ist erstaunlich und bewundernswert, wie so ein kleines Land es fertig brachte, einen weltweiten Kongress der Religionen auszurichten und in Harmonie und Freundlichkeit durchzuführen. Mögen diese großen Anstrengungen Makedoniens zum friedlichen Zusammenleben
Dr. Albert Rauch
Am 8. November 1965 – am Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils – richteten die polnischen katholischen Bischöfe ein Schreiben an die deutschen Bischöfe, um sie zur Tausendjahrfeier der Christianisierung Polens einzuladen. In Erinnerung an die Gewalttaten des deutschen Naziregimes während des Zweiten Weltkriegs in Polen und an die gewaltsame Vertreibung von Millionen von Deutschen nach dem Krieg aus ihrer Heimat in Schlesien und Ostpreußen riefen die polnischen Bischöfe zur Versöhnung auf. Am Schluss heißt es: "in diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin und gewähren Vergebung und bitten um Vergebung". Die Mitte der christlichen Botschaft ist, dass Gott uns unsere Schuld nicht anrechnet, sondern "in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung anvertraute" (2Kor 19). Konflikte und Verwundungen, die oft Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang nicht vergessen werden und wie eine schwere Last auf den Beziehungen zwischen Menschen, Religionen und Völkern liegen, gibt es immer wieder. Sowohl die Täter, die keine Buße zeigen, wie auch die Opfer, die nicht verzeihen können, tragen schwer an dieser Last. Papst Johannes Paul II. hat in der Fastenzeit des Jubiläumsjahres 2000 am 12. März in einem weltweit beachteten Bußgottesdienst um Vergebung gebeten für alle Untaten, die von Seiten der Führer und der Mitglieder der katholischen Kirche anderen Christen und Nichtchristen angetan wurden. Er hat sie alle "ans Kreuz geheftet" wie einen Schuldschein, damit Christus sie auslöschen möge durch sein Sühneleiden am Kreuz. Beeindruckend war die Geste an der Klagemauer in Jerusalem, als Papst Johannes Paul II. in eine Ritze der Klagemauer einen Zettel steckte, worauf das Bekenntnis der Schuld katholischer Christen an Massaker und Unterdrückung der Juden stand, um dadurch Gott um Vergebung zu bitten. Konflikte und Verwundungen gibt es auch heute. Aber es gibt nur eine Antwort für jeden Christen, für jeden Menschen guten Willens. Das Streben nach Macht und Gewinn, Egoismus, übertriebener Nationalismus und religiöser Fanatismus sind die Ursachen von Hass, Feindschaft und Krieg. Es sind darin auch Nichtchristen impliziert. Aber die Versöhnung zwischen Gott und Menschheit durch das Kreuz Jesu Christi ist zugleich Vorbild und Kraft zur Versöhnung aller Menschen miteinander. Der Weltfriedenstag, der am 1. Januar 2002 zum 35. Mal begangen wurde, stand unter dem Leitwort: "Ohne Vergebung gibt es keinen Frieden". Papst Johannes Paul II. richtete dazu eine Botschaft mit dem Titel: Kein Friede ohne Gerechtigkeit, keine Gerechtigkeit ohne Vergebung. Der Papst betont, dass eine Lösung der heutigen Konflikte nur gefunden werden kann, wenn man Gerechtigkeit und Vergebung miteinander verbindet. Man darf das Unrecht nicht einfach vergessen, das gelingt nicht und birgt die Gefahr, dass man dann diese Last der gegenseitigen Anschuldigungen Jahrhunderte lang mit sich trägt und darunter selbst leidet und auch den andren Unrecht tut. Zur Vergebung selbst bedarf es des Mutes, das Unrecht anzuschauen, darüber zu reden, es im Blick zu halten, gemeinsam darüber zu sprechen in einem aufrichtigen Dialog und es so durch Vergebung wirklich aus der Welt zu schaffen. "Die Vergebung ist eine persönliche Entscheidung, eine Option des Herzens, die sich gegen den spontanen Instinkt richtet, das Böse mit Bösem zu beantworten. Das Maß dafür, wie der Mensch vergeben sollte, hat Gott selbst vorgegeben: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Der Papst spricht von einer "gemeinsamen Pädagogik der Vergebung: der Mensch, der lernt, zu vergeben und um Vergebung zu bitten, begreift dann, dass es eine Wahrheit gibt, die größer ist als er, und durch deren Annahme er über sich selbst hinaus zu wachsen vermag". Die Spirale der Konflikte - Konflikte zwischen Nationen und zwischen Einzelnen, zwischen Ethnien und Rassen innerhalb der Staaten, Konflikte im Familienleben und auch im Herzen der Einzelnen - in die unsere Welt heute verwickelt ist, zeigt, wie dramatisch die Situation ist. Angesichts dieser Situation sind alle Initiativen von äußerster Wichtigkeit, die auf verschiedenen nationalen wie internationalen Ebenen ergriffen werden, um zu den Ursachen und Ursprüngen der Konflikte zu gehen und aufgrund von Erfahrung und Wissen die richtigen Antworten auf sozialem, ökonomischen, kulturellen und politischem Gebiet anzubieten. Doch auch das allein genügt nicht. Der Ursprung aller Konflikte ist Sünde und Schuld. Es geht um die Bekehrung der Herzen und die "Reinigung des Gedächtnisses". In der heutigen Welt kann man nicht mehr isoliert leben. Wo immer wir auch leben, die Ereignisse in irgendeinem Land der Erde betreffen auch uns. Man spricht heute viel von der Globalisierung. Manche haben Angst davor. Aber man kann sich nicht verstecken. Die Welt ist klein geworden. Man kann nicht mehr irgendwohin entfliehen, man muss sich der Verantwortung stellen. In gewissem Sinn gibt es heute auch eine ethische Globalisierung. Wir können nicht mehr so tun, als sei nichts passiert, was uns betrifft und wir können unseren Blick nicht zur Seite wenden, denn es gibt keine andere Seite mehr, wo wir uns hinwenden könnten. So ist auch dies ein Teil der Globalisierung: die Globalisierung der ethischen Probleme und der sittlichen Verantwortung und Verpflichtung. Man kann diese Entwicklung negativ sehen, man kann diese Globalisierung auf allen Gebieten aber auch positiv sehen. Ist nicht die Kirche in ihrer Katholizität (sobornost) immer schon der Faktor der Globalisierung? Geht nicht unser Missionsauftrag "bis an die Grenzen der Erde"(Mt 28,19). Ist nicht das göttliche Wort das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt, unabhängig von Nation und Religion? (vgl. Joh 1,9 und Röm 10,18 und Ps 19,5). Papst Johannes Paul II. sagte bei dem Internationalen Friedenstreffen am 24.01.2002 in Assisi: Die beiden "Säulen", die den Frieden tragen, sind das Engagement für die Gerechtigkeit und die Bereitschaft zur Vergebung. Gerechtigkeit an erster Stelle Aber auch Vergebung, da jede menschliche Gerechtigkeit der Gebrechlichkeit unterworfen ist, und da sie durch individuellen Egoismus oder durch Gruppenegoismus begrenzt ist. Die Vergebung kann Wunden der Seele heilen und die verschlechterten menschlichen Beziehungen wieder herstellen Es bedarf Demut und Mut, um diesen Weg zu begehen Es gibt kein religiöses Ziel, das die Gewaltanwendung des Menschen gegen den Menschen rechtfertigen könnte. Dasselbe wiederholt immer wieder Papst Benedikt XVI: ich möchte nur ein Wort zitieren (18.05.2007 an die Bischöfe in Mali) "Schließlich möchte ich meine Freude zum Ausdruck bringen, dass die katholischen Gläubigen von Mali freundschaftliche Beziehungen zu ihren muslimischen Landsleuten pflegen. Von grundlegender Bedeutung ist es auch, der Vertiefung der Beziehungen die rechte Aufmerksamkeit entgegenzubringen, um die Freundschaft und eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen zu fördern Zu diesem Zweck ist es rechtmäßig, dass jede Gemeinschaft ihrer eigenen Identität sichtbaren Ausdruck verleihen kann, im gegenseitigen Respekt und unter Anerkennung der religiösen Unterschiede innerhalb der nationalen Gemeinschaft und in der Förderung eines friedlichen Zusammenlebens auf allen Ebenen der Gesellschaft. Dann ist es möglich, gemeinsam auf dem Weg zu sein und sich gemeinsam einzusetzen für Gerechtigkeit, Eintracht und Frieden". Dr. Albert Rauch |