OKI-Logo Bemerkungen zum Vortrag
"Fortschritt in der Amtsfrage"
von Kardinal Lehmann
beim Studientag 2009

 

Nach dem Studientag Ökumene in Hannover am Donnrstag, 3.September 2009, habe wir die Bemerkungen und Fragen abgeschrieben, die auf Zetteln nach dem Referat von Kardinal Lehmann aufs Podium gereicht wurden. Die Fragen und Bemerkungen werden auf dem nächsten Studientag Beachtung finden. Hier gebe ich sie allen zur Kenntnis mit ersten "Antworten" von mir.

Der Studientag Ökumene ist ein Teil der Aufgaben der Bischöflichen Kommission Ökumene im Bistum Hildesheim, die in den Katholiken unseres Bistums das Bewusstsein für das Wirken für die Einheit der Christen wachhalten und stärken soll. Darum haben wir seit dem 1. Studientag 1985 Referenten aus den evangelischen und den orthodoxen Kirchen, und auch Teilnehmer nicht nur aus den katholischen Kirchengemeinden. Der Studientag Ökumene ist die zahlenmäßig größte Bildungsveranstaltung unseres Bistums.

Klaus Wyrwoll
Vorsitzender der Kommission Ökumene

 

Bemerkungen und Fragen 2009

 

  1. In dem langen Vortrag über das Amtsverständnis werden Frauen nicht einmal erwähnt. In Deutschland sagte der Papst, es gäbe genug Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen in der Kirche. Nicht zu vermitteln an unsere Töchter und Enkel! Auch mein Mann denkt so! Was sagen Sie als Mensch dazu?
    Wyrwoll: als Mensch denke ich wie der Papst: es gibt viele Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen in der Kirche. Ich habe meinen Glauben von meiner Mutter, der königlichen Priesterin (Petrusbrief).

  2. Wann gibt es neben den tiefgreifenden theologischen Forschungen endlich einmal etwas Konkretes für gläubige Menschen? Gemeinsam zum Tisch des Herrn.
    Wyrwoll: Die tiefgreifenden theologischen Forschungen lassen uns immer mehr bewusst werden, dass es Situationen gibt, in denen wir gemeinsam zum Tisch des Herrn gehen können. Und dass es viele andere Möglichkeiten gibt, unseren Glauben gemeinsam zum Ausdruck zu bringen.

  3. Warum werden Ehen, die evangelisch geschlossen werden, von der katholischen Kirche nicht anerkannt? Es gibt doch die Anerkennung der gemeinsamen Taufe! Genauso handelt es sich mit dem Abendmahl. Die evangelischen Christen glauben an die Wandlung der Hostie im Moment des Empfangens. Die katholische Kirche glaubt an die Realpräsenz. Jeder kann doch das glauben, was er gelernt hat. Den Abendmahlsempfang sollte jeder selbst bestimmen. Wir haben doch die freie Gewissensentscheidung! Warum wird hier von der katholischen Kirche gerade dieses Thema so schwer gemacht. Es könnte alles so einfach sein - Jesus würde das verstehen - ganz sicher! Ich bin katholischer Christ!
    Wyrwoll: Ehen, die evangelisch geschlossen werden, werden von der katholischen Kirche anerkannt. Abendmahlsempfang muss jeder selbst vor seinem Gewissen entscheiden.

  4. Schmerzlich für die evangelischen Christen, dass der Papst sie nicht als richtige Christen bzw. nicht als Kirche anerkennt. Das bremst die Weiterarbeit.
    Wyrwoll: Diese Bemerkung bezieht sich vielleicht auf die Darstellung des Schreibens Dominus Jesus in den Medien des Jahres 2000. In "Dominus Jesus" gibt Kardinal Josef Ratzinger eine Definition des katholischen Verständnisses von Kirche und stellt in Nr. 13 fest, dass die evangelischen Kirchen ein anderes Kirchenverständnis haben. Die orthodoxen Kirchen haben das gleiche Verständnis wie die katholischen, obwohl sie den Primat des Papstes nicht anerkennen (Nr.17).

  5. Habe ich am Anfang der Rede folgenden Gedanken richtig verstanden: die Sonntagsgottesdienste der beiden Kirchen werden gegenseitig uneingeschränkt anerkannt?
    Wyrwoll: Ja

  6. Kirche ist nach meinem Verständnis immer dort, "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind"! Das ist mein "Amtsverständnis"; das ist mein Verständnis von der "wahren Kirche". Die Einheit ist in dem Augenblick vollzogen, wenn ich im anderen meinen Bruder/meine Schwester erkenne.
    Wyrwoll: So sehe ich das auch.

  7. Die Christen heute wollen heute, zumindest ziemlich bald, Ökumene leben und nicht warten, bis vielleicht erst in Jahrzehnten theologische Fragen aufgearbeitet sind.
    Für Amtsträger ist zwangsläufig die Beschäftigung mit der Wichtigkeit des Amtes mehr Grund, in bestimmter Weise an einem Problem zu arbeiten als für die Gläubigen ohne Amt.
    Wyrwoll: So sehe ich das auch.

  8. Die Verletzung vieler evangelischer Christen ist für mich verständlich, wenn "die katholische Kirche" nur sich selbst den Status einer Kirche einräumt und nicht der evangelischen oder der reformierten Kirche. Identität? Hybris? Abschottung?
    Wyrwoll: So sehe ich das auch, siehe zur 4. Bemerkung. "Die katholische Kirche" ist z.Zt. der größte ökumenische Zusammenschluss von Kirchen, eine communio von Kirchen.

  9. a. Ist die Frage der Frauenpriesterschaft in der katholischen Kirche (oder auch die des Zölibats) die zugunsten reaktionäre Kräfte ungeklärt bleiben, die Bremse der Ökumene?
    b. Können die beiden Fragen (Themen) getrennt voneinander vorangebracht werden? Und wo?
    Wyrwoll:
    a. nein, sie hat im Gegenteil zu neuen möglichen Formen der Einheit geführrt, z.B. zwischen Katholiken und Anglikanern 1982 und 2009.
    b. Ja, z.B. in der 2009 neu begonnenen Gesprächsrunde der Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland (VELKD) und den katholischen Bischöfen in Deutschland. Das sind auch Themen für unseren Studientag Ökumene.

  10. Vielleicht nächstes Jahr eine ähnlich schöne Vesper unter Beteiligung eines orthodoxen und evangelischen Geistlichen.
    Wyrwoll: Dank für die Ermutigung! die Vesper ist ein wichtiger Gottesdienst in den orthodoxen Gemeinden. 2009 war der evangelische Pastor Dirk Stelter als Liturge am Altar nicht an der Kleidung zu erkennen…