OKI-Logo "Wenn ich Reformator wäre"

Predigt in Lüneburg, St. Nikolai
am Reformationsfest, 31. Oktober 2007

 

 

Heute ist mir nicht ein Predigttext vorgegeben, sondern ein Thema, über das ich hier auf der Kanzel sprechen soll, das Thema des Tages der Kirche Lüneburg 2007 "Wenn ich Reformator wäre" - und ich soll es so verstehen, wurde mir gesagt, was ich in den katholischen Kirchen ändern würde, wenn ich Reformator in den katholischen Kirchen wäre. Eine willkommene Herausforderung: nicht das Evangelium auslegen, sondern ein Thema besprechen. Da bin ich in allerbester Gesellschaft, nämlich mit Martin Luther. Er hat heute am Halloween, am Holy Evening, am Heiligen Abend des Festes Allerheiligen, des alten Neujahrsfestes, ein Thema in den 95 Thesen besprochen und verkündet. Gerade heute am Halloween, denn Martin Luther sieht Kirche als Gemeinschaft der Heiligen, der wahrhaft Gläubigen, wie wir sie eben am Gedenktag der Heiligen feiern, dem Osterfest des Herbstes.

Das Thema Reformation ist eine große Freude, Reformation ist eine ganz katholische Angelegenheit. Das hat das Dekret über die Einheit der Kirchen, über den Ökumenismus, des 2. Vatikanischen Konzils (1962-1965, Nr.6) als zentrale Aufgabe einer jeden Frau und eines jeden Mannes in der Kirche in Erinnerung gerufen, eine "dauernde Reformation - ad perennem reformationem" - im lateinischen Wort hört man noch das "eine Aufgabe für jeden Tag des Jahres". Im Grundtext des 2. Vatikanischen Konzils von 1965, in der Konstitution über die Kirche, steht das Wort "Reformation". Dort heißt es in der Nr.8 "Zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, geht die Kirche immerfort den Weg der Buße und der Reformation (Erneuerung)". Simul sancta - semper purificanda: hier wird eine Formel auf die ganze Kirche angewandt, mit der Martin Luther die Existenz des Einzelchristen umschrieben hat, simul iustus et peccator, zugleich Gerechter und Sünder. Nach katholischem Verständnis ist die eigentliche Kirche die soziologisch greifbare Gemeinschaft der Getauften (die den wahren Glauben bekennen und in der Communio mit dem Papst und den Bischöfen leben). Damit ist die eine heilige katholischen Kirche eine Kirche der Sünder, und der Reform immer bedürftig, immer iustus et peccator, iusta et peccatrix, (1Petr 5,13:) Babylon.

Das muss ein Reformator den katholischen Kirchen in Deutschland heute sagen, die wir zu sehr auf angeblich feste Strukturen bauen. Schon Friedrich Nietzsche weiß, wie schwer das ist: "Alles Fertige wird angestaunt, alles Werdende wird unterschätzt." Reformation Reform Renaissance Wiedergeburt Erneuerung sind in ihrem Sinngehalt fröhlich verwandt, alle haben es mit Zukunft zu tun. Angesichts von Missständen, Zerfall, Erstarrung, Dekadenz erstreben sie neue Gestaltungen, und es ist nicht ausgemacht, ob etwas völlig Neues oder die Erneuerung des Alten gemeint ist.

Reformation ist nach unserem Empfinden nicht Restauration, aber noch weniger Revolution. Seit den Tagen der Propheten, in denen der Heilige Geist im Alten Testament spricht, sind die Rufe nach Buße, Umkehr, Erneuerung, nach Zerstörung des verrotteten Alten und Neupflanzung gemäß dem Willen des Herrn (Jer 1,10) nie verstummt. "Reformation" ist eine grundlegende Vorstellung auch des Neuen Testamentes: Metanoia, Wiedergeburt, neue Schöpfung, alles neu machen (Gal 6,15; Apk21,5). Martin Luther sagt das in der These 89 so: "Die Kirche bedarf einer Reformation, welche nicht Sache eines Menschen, des Papstes, auch nicht vieler Kardinäle ist... sondern der ganzen christlichen Welt, also Gottes" - und darum ist sie dauernd.

Als ich vor fünfzig Jahren in Rom ins Collegium Germanicum et Hungaricum eintrat, fiel mir auf, dass der monatliche Tag der Stille in unserer Hausordnung reformatio menstrua hieß. Wenn jeder Reformator sein soll, dann natürlich - übernatürlich - auch der Priester, der Prediger und Liturge. So dass ich eigentlich das Thema leicht abändern möchte: nicht "wenn ich Reformator wäre", sondern "Weil ich Reformator bin". Wandelt euch durch ein neues Denken - Luther: ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes - reformamini sensus - Röm 12,2

Ich kann freilich katholischer Reformator nur in Deutschland sein. Ein deutscher Katholik kann nur in den katholischen Kirchen in Deutschland wirklich Reformator sein, meine Predigt gilt nur im deutschen Denken und Fühlen.

Das ist die einschneidende Erfahrung, die wir auf dem Romseminar machen. Das Romseminar ist eine Woche in Rom in vielen Gesprächen mit den international wirkenden Orden, mit den Ämtern des Heiligen Stuhls, "des Vatikan", wie wir heute sagen. Die Erfahrung: wir deutschen Katholiken sind ja nur 2 % der katholischen Frauen und Männer auf dem Erdball! es gibt noch 98 % Katholiken, die ganz anders denken und fühlen, oft gegensätzlich zu unseren deutschen Selbstverständlichkeiten, mit ganz anderen Sorgen und Plänen. Gerade im Bereich dieser Erfahrung ist Reformation in den katholischen Kirchen in Deutschland nötig.

Wir Deutschen sind geneigt, alles nach unserem deutschen Wesen zu hören und zu beurteilen und die katholische Welt-Kirche als eine wenn auch recht große Konfession oder Landeskirche zu sehen. In Wirklichkeit ist die katholische Welt-Kirche nicht eine Konfession, sondern eine Gemeinschaft von Kirchen, von Schwesterkirchen, ein ökumenischer Rat von einigen tausend Mitgliedskirchen in aller Welt, Bistümern, Orden. Eben "allgemein" - so übersetzt man "katholisch". Kardinal Joseph Ratzinger hat den Deutschen im Herbst 2000 in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ darum vorgeschlagen, wir sollten mal einige Jahre nicht sagen "die katholische Kirche" im Singular, sondern "die katholischen Kirchen" im Plural, eben all die Kirchen, die sich allgemein als echte Teilkirchen anerkennen, obwohl sie oft so unterschiedlich wirken. Wir haben eine unterschiedliche katholische oder lutherische theologische Sprache und definieren den Begriff "Kirche" unterschiedlich. Die ökumenische Zusammenarbeit wird intensiver, wenn wir akzeptieren, dass wir unterschiedlich sprechen, hat unser Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger heute vor einer Woche am 24. Oktober 2007 in Goslar der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands VELKD gesagt.

Wir Deutschen haben offenbar eine Sonderstellung im Verstehen oder Miss-Verstehen. Ich erinnere mich eine der sogenannten Mittwochs-Audienzen - also diese ökumenische Andacht auf dem Petersplatz. Mit dem Ephorenkonvent des Sprengels Lüneburg war ich vor acht Jahren in Rom, Johannes Paul II. legte 1999 jeden Mittwoch einen Psalm aus, und an dem Mittwoch zitierte er Martin Luther, der habe diesen Psalm am besten ausgelegt. Der Papst selber hat das auf italienisch gesagt, in den danach vorgelesenen kurzen Zusammenfassungen auf englisch französisch spanisch war das Zitat von Martin Luther ebenfalls - aber in der deutschen Zusammenfassung nicht, und auch nicht in der deutschen Übersetzung der ganzen italienischen Predigt in der deutschsprachigen Ausgabe des Osservatore Romano... Bei den verantwortlichen deutschsprachigen Mitarbeitern im Vatikan habe ich bei der Gelegenheit Reformation versucht, bin aber gescheitert.

Wie ich schon vor zwanzig Jahren als Reformator gescheitert bin, als ich in Genf die Erste Europäische Ökumenische Versammlung in Basel Pfingsten 1989 vorbereitete. (Gerade Anfang September 2007 war die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Hermannstadt.) Ich wollte die Versammlung abschließen mit einem großen ökumenischen Gottesdienst am Sonntagvormittag. Alle Delegationen aus Europa waren einverstanden. Nur die deutschen katholischen Veranwortlichen waren dagegen, es müsse unbedingt hl. Messe am Sonntagmorgen sein. Und sie bekräftigten ihr Veto mit dem Hinweis, sie würden alle Zuschüsse für die Erste Europäische Ökumenische Versammlung in Basel streichen, wenn ich dem deutschen Wunsch nicht folge. Die ganze bunte Gemeinschaft von katholischen Kirchen, die wir Katholische Kirche nennen, musste dann dem Wunsch der 2 % deutschen Katholiken folgen. Die allen zugesandte Probefassung des Ökumenischen Direktoriums von 1993 hatte die Formulierung "Ökumenische Gottesdienste sind zu empfehlen, besonders am Sonntagvormittag". In der endgültigen Fassung heisst es jetzt: "Ökumenische Gottesdienst sind zu empfehlen, aber nicht am Sonntagvormittag". Auch hier versuche ich immer noch, Reformator zu sein.

Die so umstrittenen Fünf Antworten vom 10.7.2007 aus der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom zeigen deutlich, dass alles katholisch ist, was wir Katholiken in den lutherischen Kirchen finden, auch in den deutschen Varianten des Luthertums. Mein Kollege und Bruder als Ökumene-Beauftragter im Erzbistum Hamburg, Prälat Wilm Sanders, versucht da mit mir, die deutsche Wahrnehmung zu reformieren, er meint, die Antworten seien gegen die katholischen Traditionalisten gerichtet und sagten noch klarer als das Konzil selber, dass eigentlich alle Eigenschaften der eigentlichen Teilkirche auch bei den Lutheranern zu finden seien. Der Jesuit Peter Knauer, emeritierter Professor an der Theol Fakultät Sankt Georgen in Frankfurt stimmt zu. Ebenso realistisch interpretiert die Anworten Dr. Johannes Oeldemann vom Johann-Adam-Moehler-Institut in Paderborn. Also langsam wirkt die Reformation.

Konkret schlage ich immer wieder mal vor, wir sollten in den deutschen katholischen Kirchen den Streit um die Einheitsübersetzung beenden und Martin Luthers Übersetzung ebenfalls für die katholischen Gottesdienste in Deutschland nutzen. Warum nicht in einer eigenen revidierten Fassung, die dem "katholischen deutschen Ohr" entgegenkommt und an einigen Stellen nach unserer katholischen deutschen Auffassung noch genauer dem Urtext entspricht?

Bald jährt sich der Geburtstag von Ludwig Harms, dem großen Reformator der Lüneburger Heide, geboren am 5. Mai 1808 in Walsrode. Am 25. März 2008 wollen wir in Hildesheim am Domhof seine Reformation auch für uns Katholiken in seinem Wirkbereich heute wirken lassen. An seinem 200. Geburtstag selbst mache ich das nochmal in Rom, mit Gästen aus Niedersachsen. In der Charta Oecumenica verpflichten sich alle christlichen Kirchen in Europa im Jahre 2001, "(3.)aufeinander zuzugehen, Selbstgenügsamkeit zu überwinden, die Begegnung miteinander zu suchen und füreinander da zu sein, (4.) auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam zu handeln." Das muss heute ein Reformator im katholischen Bistum Hildesheim den katholischen Gemeinden sagen.

Im Jahre 2001 sagte ich das in Dahlenburg zum Goldenen Jubiläum der katholischen Gemeinde, die mit den katholischen Nachbargemeinden stärker zusammenarbeiten soll wie so viele Gemeinden in unserem Bistum. "Die Ökumene mit den lutherischen Nachbargemeinden funktioniert bei Euch gut, habe ich in Dahlenburg gesagt, aber die Ökumene mit den katholischen Nachbargemeinden in Adendorf, in Bleckede, da ist Reform noch nötig.

Wir Deutschen bezeichnen mit Predigt im Gottesdienst eindeutig das, was ich gerade halte. Oft sage ich beim Gottesdienst, dass wichtige Predigten im Gottesdienst gehalten werden, die wir zu wenig beachten, in den Liedern, die wir heute singen z.B., oder in den Lesungen. Wie gewaltig hat uns eben der hl. Paulus gepredigt Aus dem Brief an die Römer im 3. Kapitel (21) Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit offenbart, die vor Gott gilt, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. (22) Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt zu allen, die glauben, durch den Glauben an Jesus Christus. Denn es ist hier kein Unterschied: (23) sie sind allesamt Sünder und haben die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte. (24) Und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. (25) Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher (26) begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. (27) Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. (28) So halten wir dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Diesen Glauben haben alle katholischen Christinnen und Christen und viele lutherische Christinnen und Christen am 31. Oktober 1999 in Augsburg noch einmal feierlich als unseren gemeinsamen lutherischen und katholischen Glauben unterschrieben. Eine echte Reformation. Mit den Lüneburger Ephoren waren wir in Rom bei den Waldensern, Prof. Paolo Rica begrüßte uns mit dem Ruf "Sieg! 50 Millionen Lutheraner haben eine Milliarde und 100 Millionen Katholiken dazu gebracht, am 31. Oktober 1999 die Erlösung allein aus Gnade anzuerkennen!"

Ich hatte drei Jahre zuvor im Dom zu Hildesheim die Festpredigt bei der Schlesierwallfahrt gehalten mit dem Thema "Das Luthertum ist eine marianische Bewegung der Neuzeit". In Schlesien ist ganz lebendig Maria das Symbol der Erlösung allein aus Gnade. Das Ave Maria ist ein Hauptgebet der Katholiken. Der Engel sagt gleich dreimal zu Maria, dass alles Gnade ist: du bist voll der Gnade - der Herr ist mit dir - du bist gebenedeit - da ist also kein Platz für Werkgerechtigkeit. Wenn Katholiken, besonders im Süden und Osten, sagen wollen, dass die Erlösung allein aus Gnade geschieht, dann beten sie ein GegrüßetseistduMaria, oder sagen: O Maria hilf! Die katholischen Christinnen und Christen besonders im Süden sagen: Ökumene - Einheit - Katholizität ist ein marianisches Ereignis, nämlich nicht Menschenwerk, sondern sola gratia, sola scriptura (Maria immer mit dem Buch!) geschieht es, jungfräulich, unbefleckt empfangen von Anfang an ohne jeden Platz für Werkgerechtigkeit.

Heute am letzten Tag des Rosenkranzmonats möchte ich noch vorlesen, was Martin Luther schreibt in seiner Auslegung zum Magnificat, zum Lobgesang Mariens: "3. Alle Werke und Güter sind auf Gott selber zurückzuführen. Maria spricht allen Kreaturen die Macht ab und gibt sie Gott. Damit nimmt Maria doch allen Kreaturen alle Macht und Kraft, und gibt sie allein Gott. O, das ist eine große Kühnheit und ein großer Raub von diesem jungen, kleinen Mägdlein: es getraut sich, mit einem Wort alle Mächtigen schwach, alle Großes Leistenden kraftlos zu machen, alle Weisen zu Narren, alle Berühmten zuschanden zu machen, und allein dem einigen Gott alle Macht, Tat, Weisheit und Ruhm zuzuschreiben. Die solches wie Maria glauben, sind friedliche, gelassene, schlichte Menschen; sie maßen sich keine Sache an und wissen wohl, dass sie nicht ihnen, sondern Gott gehört. Darum habe ich gesagt: Die Maria will keine Abgöttin sein. Sie tut nichts; Gott tut alle Dinge. Anrufen soll man Maria, dass Gott um ihretwillen gebe und tue, was wir bitten; im gleichen Sinne sind auch alle anderen Heiligen anzurufen, damit, ja gewiss, das Werk immer ganz allein Gottes Sache bleibe." So weit Martin Luther.

Was möchte ich noch in den katholischen Kirchen in Deutschland reformieren? Ich nenne als Anhang drei Reformen, über die ich immer wieder predige und rede.

  1. Wir sollten die hl. Taufe wieder mit Eintauchen ins Wasser vollziehen. Mit Eintauchen wird das Eintauchen in die Gnade deutlich dargestellt, auch Paulus, wenn er ruft "Zieht den alten Menschen aus". Und dann die Salbung mit dem hl. Öl auf den Augen, die Nase, den Mund, die Hände, und bei Kleinkindern den ganzen Körper, das Öl als Symbol der Gnade Gottes, die uns ganz umhüllt. Und dann wieder das Anziehen in festliche Gewänder, "zieht den neuen Menschen an". Zur Begrüdung dieser Reformation zitiere ich aus dem Evangelischen Zeremoniale aus dem Gütersloher Verlagshaus 2004 (früher hieß es Lutherisches Zeremoniale, jetzt geben es auch die reformierten Kirchen Deutschlands mit heraus): Auch bei der Taufe kann eine Salbung im Anschluss an die Wassertaufe eingefügt werden und so die Einbindung in Christus den Gesalbten sinnenfällig machen. Frauenliturgien betonen solche Zeichen.
  2. Wir sollten wieder mehr bedenken, dass der biblische Tag mit dem Abend beginnt. "Es ward Abend und Morgen, der erste Tag.. Es ward Abend und Morgen, der zweite Tag", lehrt uns Der Beginn des Tages. Der Tag beginnt mit dem Abend auch heute noch im Bewusstsein der Juden und der Muslime. In unserer deutschen Sprache finden sich noch Reste dieser Tagesordnung es ward Abend und Morgen, der Sonn-abend kommt vor dem Sonn-tag. Und wenn ich fragen würde: wann ist Weihnachten? würde die Hälfte der Anwesenden antworten: am 24. Dezember, die andere Hälfte: am 25. Dezember. Diese biblische Tageseinteilung es ward Abend und Morgen hat einen Gnaden-Charakter: erst beschenkt uns Gott, mit einem Feierabend, mit einem Abendessen, mit der Nachtruhe. Und in der zweiten Hälfte des Tages antworten wir auf das Geschenk Gottes durch unser Tun, durch unsere Arbeit für uns und für andere. Deswegen sollten wir nicht sagen "Schönes Wochenende", sondern "Gesegneten Sonntag".
  3. WIR SIND KIRCHE. Wir alle sind das Volk Gottes. Diese Tatsache immer wieder neu bewusst zu machen, ist ein Daueraufgabe für einen katholischen Reformator im Deutschland des Dritten Jahrtausends, in dem sich auch bei Katholiken eingebürgert hat, mit "Kirche" die Amtsträger zu meinen. Für die meisten Menschen auf diesem Erdball gilt, was Erzbischof Helder Camara von Recife sagte: Die meisten Menschen haben nie Gelegenheit, ein anderes Evangelium zu lesen als das lebendige Zeugnis gläubiger Menschen - z.B. das der hl. Elisabeth, deren Reformatorin-Spuren Sie am kommenden Sonntag folgen wollen.

Dr. Nikolaus Wyrwoll
Ostkirchliches Institut
Regensburg